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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 257

1854 - Münster : Aschendorff
257 dünnen Fasern müssen aber dick werden, denn nun gilt es, einen langen Halm mit einer schweren Aehre zu tragen. In demselben Maße, als sich unten in der Erde das Würzelchen ausbreitet, heben sich auch die saftigen grünen Grasblättchen frisch über die Erde empor. Das Licht und die Sonnenwarme kochen in den feinen Röhrchen, welche in dem Halme auf- und niedersteigen wie die Adern in dem Körper, einen Saft aus, der so süß und nahrhaft ist, daß Schafe und Kühe, Ziegen und Pferde kein Gras lieber verzehren, als das Korngras. Dieses hat einen solchen Trieb, in die Höhe zu wachsen, daß, wenn es auch von den Thieren ab- geweidet, oder von den Menschen abgeschnitten ist, es nur desto fröhlicher wieder emporschießt, um in seiner Aehre den Menschenkindern diejenige Speise zu bereiten, welche sie am nothwendigsten brauchen, und ohne die der Arme wie der Reiche nicht wohl leben kann, und welche für unsere Gegend der größte Segen Gottes ist — nämlich das Brod. Das junge, weiche Aehrchen zeigt sich schon sehr früh, wenn der Halm noch ganz klein ist, in ein Blatt wie in ei- nen grünen Mantel eingewickelt. Doch die Aehre darf nicht so tief unten am Erdboden bleiben — die aus der Erde auf- steigenden feuchten Dünste würden ihr schaden und sie nicht zur Reife kommen lassen; darum steigt sie immer höher und schlanker empor. Je länger der Halm, desto reiner entwickelt sich der aus den Wurzeln aufsteigende Nahrungssaft, desto besser kann ihn auf diesem langen Wege, den er zu machen hat, die Sonne auskochen und zubereiten, daß er zu dem mehligen Korne sich verdichtet. Zwar schwankend und dünn ist das Rohr, auf dessen Spitze die Aehre sich wiegt; doch hat es starke Knoten, daß der Wind es nicht zerknickt, und biegsame Fasern, daß es vor dem Sturme sich beugt, der oft die Zweige der mächtigen Eiche zerbricht und die hohe Fichte entwurzelt. Jene Knoten haben, um den emporsteigen- den Saft hindurch zu lassen, viele kleine Löcher. Die Fasern kreuzen sich hier und bilden so ein festes Gewebe, gleichsam ein Knochengelenk. Die kleinen und feinen Korngrasblätter, welche mit ih- rem ftischen Grün dem Frühlingsgefilde ein so schönes Fest- 17
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