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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 262

1854 - Münster : Aschendorff
262 verschiedene Arten leben still in Wald und Sumpf, an Stam- men und Felsenwanden, an Mauern und auf Dächern. Wie schwach ist doch ein einziges solches Pflänzchen. Seine Würzelchen bemerkt man kaum, so feine Fasern sind es. Sein Stengel ist von Blättchen dicht umhüllt und kaum so dick als ein Fädchen Zwirn. Die Blättchen selbst, wie weich und fein sind sie, wie zart und schön geformt. Schwach und hinfällig, vermag ein solches Pflänzchen kaum allein zu stehen. Der Wind vertrocknet es, die Sonne dörrt es aus, der Fußtritt eines Vögleins wirft es um, ja ein Käfer, der vorbeiläuft, stößt das einzeln stehende zu Boden. Darum hat der liebe Gott es auch stets in Gesellschaft wachsen lassen. Tausend und tausend Pflänzchen einer Art stehen beisammen. Sobald nun Regen oder Thau herniederträufeln, saugt der ganze Ra- sen große Mengen davon auf, während ein einziges Pflänz- chen nichts von dem so unentbehrlichen Wasser lange festzu- halten vermöchte. Der Wind streicht ohne Macht über die Rasen hin. Wenn er auch die obern Blätter etwas trocknet, so ist im Innern desselben doch noch genugsam Vorrath, so daß selbst noch davon auf lange Zeit viel übrig bleibt. Die kleinen Zwerglein, deren eines für sich allein schwächlich dahin sinkt, richten in Gesellschaft gar Manches aus. Sie sind die fleißigen guten Geister des dunkeln Waldes. Wenn im rauhen Herbst die Blätter der stolzen Bäume gelb und dürr zur Erde fallen, wenn Alles todt und leblos scheint, dann ist das Moos am schönsten grün und wächst am thätigsten. Es fängt die Eicheln und die Nüsse der Buchen und Haseln auf und um- hüllt sie weich und warm. Sie sind die kleinen Kindlein und das Moos ist ihre Mutter. Der kalte Winter bläst mit schar- fem Wind durchs dürre kahle Buschwerk. Die Zweige rasseln schaurig an einander. Die starken Bäume, die im Sommer so stolz aufs kleine Moos herabgesehen, frieren und zittern im Schneegestöber. Das weiche Moos kriecht an den Stäm- men empor und hüllt sie ringsum ein. Es ist ein warmes Winterkleid für sie. Keine Blumen blühen auf den Fluren, selten blickt ein Sonnenstrahl zwischen düstern Schneewolken hindurch. Es ist ein finsterer Weg, der uns zwischen Felsen hindurch führt.
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