1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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verschiedene Arten leben still in Wald und Sumpf, an Stam-
men und Felsenwanden, an Mauern und auf Dächern.
Wie schwach ist doch ein einziges solches Pflänzchen. Seine
Würzelchen bemerkt man kaum, so feine Fasern sind es. Sein
Stengel ist von Blättchen dicht umhüllt und kaum so dick als
ein Fädchen Zwirn. Die Blättchen selbst, wie weich und fein
sind sie, wie zart und schön geformt. Schwach und hinfällig,
vermag ein solches Pflänzchen kaum allein zu stehen. Der
Wind vertrocknet es, die Sonne dörrt es aus, der Fußtritt
eines Vögleins wirft es um, ja ein Käfer, der vorbeiläuft,
stößt das einzeln stehende zu Boden. Darum hat der liebe
Gott es auch stets in Gesellschaft wachsen lassen. Tausend
und tausend Pflänzchen einer Art stehen beisammen. Sobald
nun Regen oder Thau herniederträufeln, saugt der ganze Ra-
sen große Mengen davon auf, während ein einziges Pflänz-
chen nichts von dem so unentbehrlichen Wasser lange festzu-
halten vermöchte. Der Wind streicht ohne Macht über die
Rasen hin. Wenn er auch die obern Blätter etwas trocknet,
so ist im Innern desselben doch noch genugsam Vorrath, so
daß selbst noch davon auf lange Zeit viel übrig bleibt. Die
kleinen Zwerglein, deren eines für sich allein schwächlich dahin
sinkt, richten in Gesellschaft gar Manches aus. Sie sind die
fleißigen guten Geister des dunkeln Waldes. Wenn im rauhen
Herbst die Blätter der stolzen Bäume gelb und dürr zur Erde
fallen, wenn Alles todt und leblos scheint, dann ist das Moos
am schönsten grün und wächst am thätigsten. Es fängt die
Eicheln und die Nüsse der Buchen und Haseln auf und um-
hüllt sie weich und warm. Sie sind die kleinen Kindlein und
das Moos ist ihre Mutter. Der kalte Winter bläst mit schar-
fem Wind durchs dürre kahle Buschwerk. Die Zweige rasseln
schaurig an einander. Die starken Bäume, die im Sommer
so stolz aufs kleine Moos herabgesehen, frieren und zittern
im Schneegestöber. Das weiche Moos kriecht an den Stäm-
men empor und hüllt sie ringsum ein. Es ist ein warmes
Winterkleid für sie.
Keine Blumen blühen auf den Fluren, selten blickt ein
Sonnenstrahl zwischen düstern Schneewolken hindurch. Es ist
ein finsterer Weg, der uns zwischen Felsen hindurch führt.