1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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ihnen stehen auf einem Stiele oder Strunke, und breiten sich über
ihm bald wie ein Hut, bald wie ein Dach aus; manche haben gar
keinen Stiel, vertheilen sich aber in verschiedene Blatter. Die mei-
sten sind fleischig und zerbrechen bei dem geringsten Stoße, andere
aber sind zäh, wie z. B. der Zunderschwamm. Dieser Schwamm
heißt so, weil aus ihm vermittelst einer Beize der Zunder gemacht
wird; darum sagt man in vielen Gegenden statt Zunder auch
Schwamm oder Feuerschwamm. Dieser Zunderschwamm wächst häu-
fig an den dicken Stämmen der Eichen und Buchen. Viele Schwäm-
me sind giftig, z. B. der Fliegenschwamm mit seinem brennend
rothen Hute. Man kennt die giftigen oder verdächtigen Schwämme
daran, daß sie einen blauen Fleck bekommen, wenn man die Haut
wegreißt; doch ist dies nicht ganz sicher, und man läßt sie besser
im Walde stehen, wenn man sie nicht ganz genau kennt. Es gibt
nämlich auch eßbare Schwämme, ja einige werden sogar als Lecker-
bisien geschätzt und gut bezahlt. Die beliebtesten sind die Morcheln
oder Kaiserschwämme und die Feldblätterschwämme. Diese sind
klein. Es gibt aber auch einen großen eßbaren Schwamm,
Bärentatze oder Riesenschwamm, welcher hie und da in der Größe
eines Korbes an der Eichenrinde sitzt, und den man wie Kutteln
zubereitet. Es sind schon viele Vergiftungen durch Schwämme vor-
gekommen, selbst in großen Städten und vornehmen Häusern, wo
man mehr Kenntniß und Vorsicht erwarten sollte. Ein Beispiel
wurde im Oktober 1851 aus Berlin gemeldet. Bei einer Hochzeit
wurde eine ganze Gesellschaft mit Schwämmen vergiftet, und eine
Person mußte an den Folgen sterben.
6?. Gottes Güte in der Natur.
Für wen schuf deine Güte,
Herr, diese Welt so schön?
Für wen ist Blum' und Blüthe
In Thälern und auf Höh'n?
Für wen ist hohe Wonne
Da, wo das Saatfeld wallt?
Für wen bescheint die Sonne
Die Wiese und den Wald?
Für wen tönt das Getümmel
Der Heerden aus der Au?
Für wen wölbt sich der Himmel
So heiter und so blau?
Für wen sind Thal und Gründe
So lieblich anzusehn?
Für wen gehn kühle Winde?
Für wen ist Alles schön?
Uns gabst du ein Vermögen,
Die Schönheit einzusehn.
Uns Menschen, deinen Segen
Zu fühlen, zu verstehn.
Uns sollte all die Wonne
Ein Ruf der Liebe sein.
Mit jeder Morgensonne
Dir unser Herz zu weihn!
Nun sieh, o Gott, wir weihen
Ein Herz voll Dankbarkeit
Dir, der uns liebt, und freuen
Uns deiner Gütigkeit!
Du hauchtest nicht vergebens
Ein fühlend Herz uns ein;
Ein Vorhof jenes Lebens
Soll uns die Erde sein!