1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Die Salze.
Im gemeinen Leben versteht man unter dem Namen Salz
nur das eine Mineral, womit die Speisen gewürzt oder gegen
Fäulniß bewahrt werden. Die Gelehrten rechnen zum Salze aber
auch den Vitriol, der zum Färben und in der Arzneikunde be-
nutzt wird, den Alaun, der bei manchen Gewerben gebraucht
wird, den Salpeter, der als kühlendes Arzneimittel, als Schmelz-
mittel, als Mittel beim Einpökeln und besonders zur Bereitung
des Schießpulvers dient.
Das wichtigste von allen Salzen ist jedenfalls unser gemeines
Küchen salz, welches von Jedem gebraucht und in den heißen
Ländern noch mehr als bei uns geschätzt wird, weil es kühlt und
weil man ohne dasselbe dort das Fleisch nicht über Nacht aufheben
könnte. Deshalb dienen auch Salzstücke bei einigen wilden Völ-
kern als Münze, und die Geschichte erzählt uns sogar von Krie-
gen, welche um Salzquellen geführt worden sind. Wenn auch das
Salz überall auf der Erde vorkommt, so muß es doch immer erst
zubereitet werden. Denn wenn es sich auch hier und da schon
krystallisirt in der Erde findet und als Steinsalz von Bergleu-
ten herausgegraben wird, so find doch die Salzsteine zu sehr mit
anderen Erdarten verunreinigt, als daß man sie nur zerklopfen
und auf den Tisch bringen könnte. Vielmehr wird daö Steinsalz
fast immer erst in Wasser aufgelöst und hierauf behandelt, wie
das aus Quellen geschöpfte Salzwaffer (die Soole), so daß eigent-
lich alles Salz, mit Ausnahme des aus Meerwasser gewonnenen,
den Namen Kochsalz verdient, da es durch Kochen bereitet wird.
Bei der Bereitung des Salzes aber geht es folgendermaßen
zu. Man hat bei den Salzquellen Gradirwerke angebracht — lange
schmale Gebäude, die von oben bis unten mit Reisig gefüllt sind,
durch welches das hinaufgepumpte Salzwasser allmählig herabträu-
felt und in großen Behältern gesammelt wird. Da die Gradir-
werke der Luft ausgesetzt sind, so verdunstet bei dem tropfenweisen
Herabrinnen sehr viel Wasser und die unten aufgefangene Soole
ist weit stärker. Zugleich aber bleiben ie fremdartigen Theile,
namentlich der in der Soole befindliche Kilt, an dem Reisig hän-
gen, und bilden den sogenannten Salzstein. Ist das Wasser in
den untern Behältern salzreich genug, so wird es in großen Pfan-
nen von Eisenblech so lange gesotten, bis alles verdunstet ist und
nur noch die weißen Krystalle auf dem Boden sitzen. Nun wird
es in spitze Trockenkörbe gefüllt und in die Darrstube gebracht;
von da kommt es in große Magazine zur längeren Aufbewahrung
oder in Säcke und Tonnen zur Versendung. Dabei muß es vor
Feuchtigkeit eben so, wie vor zu großer Trockenheit, die es mehl-
artig macht, geschützt werden. Auch die Rückstände beim Salzsieden