1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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werden auf mancherlei Weise benutzt, und der sogenannte Pfan-
nenstein dient wenigstens als Düngmittel.
Wo es in Küstenländern an Brennmaterial nicht fehlt, wird
das Seewasser ganz wie Soole behandelt, sonst läßt man dasselbe
zur Salzbereitung auch in dazu gegrabenen Teichen an der Sonne
verdunsten oder im Winter ausfrieren. Beide Bereitungsarten
kommen jedoch in Deutschland nicht zur Anwendung , weil die Nord-
und Ostsee einen sehr geringen, und die Haffe in Pommern und
Preußen gar keinen Salzgehalt haben, und weil es in keiner Ge-
gend unseres weiteren Vaterlandes an reichen Salzquellen mangelt.
Die ergiebigsten Salinen sind zu Lüneburg in Hannover, zu
Wimpfen in Schwaben, zu Hall in Tyrol, zu Ha klein im
österreichischen Salzkammergut, im preußischen Staate zu Halle,
wo die stärkste Soole vorkommt, und zu Schönebeck, wo die
reichlichste sich findet, wo auch Glaubersalz und Bittersalz gewon-
nen wird.
55 Das Salzbergwerk zu Wieliczka.
Unter der Stadt Wieliczka hat der Herr der Natur, weit
und tief in den Grund hinein, ungeheure Vorräthe von Stein-
salz geschaffen, welches die Menschen mit unsäglicher Mühe
herausholen. Dadurch ist die ganze Stadt und die ganze Gei-
gend umher untergraben und unterwölbt. Gegenwärtig sind
schon sünf Lagen Gewölbe über einander, welche zusammen
615 Ellen tief reichen. Seitwärts erstrecken sich die Höhlun-
gen von Norden gegen Süden fünf tausend fünf hundert Ellen
weit, und von Osten gegen Westen zwei tausend Ellen. Manche
Höhlungen sind so geräumig, daß ansehnliche Kirchen darin
stehen und ganze Regimenter Soldaten darin ererziren könnten.
Dort in der grausigen Tiefe sind ordentliche Straßen, Maga-
zine, Werkstätten, besonders für Büttner, Ställe für Pferde,
Wohnungen für Menschen, Kapellen — alles von Salz. Von
Salz sind auch die ä^aunenswürdigen Säulen, welche die
Gewölbe tragen. Hunderte von Menschen sind dort in man-
cherlei Weise geschäftig beim Lampenschein, der an den Salz-
wänden wiederschimmert.
Gegen siebenhundert tausend Zentner Salz werden jährlich
hinauf an's Tageslicht geschafft, und doch ist unten weder in
der Tiefe, noch nach den Seiten hin eine bedeutende Abnahme
des Vorraths zu merken. Es scheint derselbe unerschöpflich
zu sein.
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