1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Dies wird leicht erkannt; denn wenn man das Wetter-
glas langsam in eine schiefe Richtung bringt, als wollte man
es umlegen, so fährt das Quecksilber durch den leeren Raum
hinauf, bis an das Ende der Röhre, und man hört einen
kleinen Knall. Dies könnte nicht geschehen, wenn noch Luft
darin wäre. Sie würde sagen: „Ich bin auch da; ich muß
auch Platz haben."
Drittens: Die Luft, die die Erde und Alles umgibt,
drückt unaufhörlich von oben gegen die Erde hinab, weil sie
selbst, wie alle körperlichen Dinge von der Erde angezogen
wird; ja sie will, vermöge einer inwendigen Kraft unauf-
hörlich nach allen Seiten ausgedehnt und, so zu sagen, aus-
gespannt sein, bis auf ein Gewisses! Sie ist Gottes leben-
diger Athem, der die Erde einhüllt, und Alles durchdringt
und segnet, und hat gar viele verborgene Wunder. Also geht
die Luft durch jede offene Thür, ja durch jedwedes Spältlein
in die Häuser, und aus einem Gelaß in das andere, und auch
durch die kleine Oeffnung an der Spitze des Kölbleins hinein,
und drückt auf das Quecksilber. Die Luft aber, welche noch
draußen ist, drückt immer nach und will auch noch hinein und
will durchaus keinen leeren Raum leiden. Ei, sie drückt und
treibt das Quecksilber in der langen Röhre gewöhnlich zwi-
schen 27 und 28 Zoll weit in die Höhe, bis sie nimmer wei-
ter kann. Denn wenn das Quecksilber in der Röhre einmal
eine gewisse Höhe erreicht hat, so drückt es, vermöge seiner
eigenthümlichen Schwere, der Luft wiederum dergestalt ent-
gegen , daß beide in das Gleichgewicht treten. Da strebt
gleiche Kraft gegen gleiche Kraft, und keines kann dem an-
dern mehr etwas anhaben. Die Luft spricht: „Gelt, du mußt
droben bleiben?" Das Quecksilber aber spricht: „Gelt, du
bringst mich nicht höher?
Merke viertens die Hauptsache: Der Druck und die
Spannung in der Luft bleibt nicht immer gleich; einmal ist
er stärker, ein andermal schwächer. Die Gelehrten wissen selbst
nicht immer, woher dies kommt. Wird nun die Span-
nung der Luft auf einmal stärker, so daß man sagen kann,
sie gewinne neue Kraft, so drückt sie auch um so stärker auf
das Quecksilber im Kölblein, so daß es in der Röhre höber
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