1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
325
Tiber ertönte jetzt der Name und die Lehre Jesu. Beinahe in
allen größern Städten wurden von den Aposteln und Apostel-
schillern Gemeinden gegründet. Ueber jede einzelne Gemeinde
war ein Vorsteher gesetzt. Man nannte diesen mit einem griechi-
schen Worte Episcopus, d. r. Aufseher, und hievon stammt
unser Wort Bischof. Ihm zur Seite standen Gehülfen, die
gewöhnlich aus den Aeltesten der Gemeinde gewählt wurden,
und daher Presbyteri (Alte) hießen, woher unser Wort Prie-
ster kommt. Unter den Bischöfen, die als Nachfolger die oberste
Leitung der Kirche hatten, galten als die angesehensten die in den
vier Hauptstädten des römischen Reichs, in Nom, Al eran-
dria, Antiochia und Jerusalem, zu denen später auch
der von Constantinopel kam. Der erste aller Bischöfe
war jedoch der zu Rom, der Nachfolger des heiligen Petrus,
der dort seinen bleibenden Sitz gegründet hatte. Man nennt
ihn Papst von dem lateinischen Worte Papa, welches Va-
ter bedeutet. Von Rom aus strömte das Licht des Evange-
liums nach und nach in alle Welt, und die Stadt des No-
mulus ward zur ewigen Stadt der Kirche.
Bald hatte sich, wo immer die heiligen Sendboten ihren
Fuß hinsetzten, mit einem Mal alles verändert. Die Schwel-
gerei, die Unzucht, die Grausamkeit, die Ehr-und Geldgier
war da plötzlich verschwunden; an die Stelle der schändlichen
Götzenopfer und der übrigen Gräuel der Abgötterei war die
Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit, war Sit-
tenreinheit und Heiligkeit des Wandels getreten. Das Wort
vom Kreuze, von der Selbstverleugnung, der Demuth, Keusch-
heit re., das dem Ohre des irdischen Menschen so hart klingt —
es hatte dennoch bei den Rohen und Abergläubischen, bei den
Jrdischgesinnten und Ungläubigen, bei Ungelehrten und Gelehrten
freudigen Glauben und treuen Gehorsam gefunden, und hatte
sich als die Kraft Gottes erwiesen, selig zu machen Alle, die
daran glauben. Vereint in heiliger Liebe, selig in der Hoff-
nung der himmlischen Güter stellten sich die Christen dar als
eine heilige Familie, die, leiblich noch auf Erden, dem Geiste
nach bereits im Himmel lebte. „Bei den Christen", schreibt
aus dieser Zeit der h. Bischof Theophilus, „wohnt die Mäßig-
keit, blüht die Enthaltsamkeit, wird die Ehe heilig gehalten,