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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 329

1854 - Münster : Aschendorff
329 seiner Kirche werden; weil sie aber den Messias verwarfen, so brach Gottes Strafgericht über sie herein. Bald nach dem Tode des heil. Bischofs zu Jerusalem, des Apostels Jakobus, ungefähr um die Zeit des Martertodes der hh. Apostel Petrus und Paulus, empörten sich die Juden von Neuem gegen die Römer, welche sie beherrschten, und der rö- mische Feldherr Vespasian, der gegen sie abgesandt war, be- schloß, sie mit aller Strenge zu demüthigen. Die Christen ver- ließen, eingedenk der Weissagung unsers Heilandes, Jerusalem und flüchteten in die Gebirge. Durch manche Vorzeichen wur- den auch die Juden auf das ihnen drohende Strafgericht auf- merksam gemacht. Es entstand am Pfingstfeste ein furchtbares Getöse im Tempel, und deutlich hörte man aus dem Heilig- thume die Worte kommen: „Lasset uns von hinnen ziehen! Las- set uns von hinnen ziehen!" Ein Mann, Namens Jesus, fing vier Jahre vor Jerusalems Zerstörung an, Tag und und Nacht durch die Stadt zu wandern, laut rufend: „Wehe Jerusalem! Wehe dem Tempel!" Man zog ihn zum Verhör; man geißelte ihn; aber er antwortete nicht, klagte nicht, rief nur: „Wehe Jerusalem! Wehe dem Tempel!" bis er, bei der letzten Bela- gerung auf den Wällen der Stadt gehend, hinzusetzte: „Wehe auch mir!" und, von einem schweren Steine getroffen, todt niedersank. Nachdem Vespasian das ganze Land verwüstet hatte, rückte er vor Jerusalem zur Belagerung. Weil er aber zum Kaiser ausgerufen wurde, mußte er dies Geschäft seinem Sohne Ti- tus übergeben. Titus ließ die Einwohner Jerusalems zur Ueber- gabe auffordern; diese aber wollten davon nichts wissen, ob sick- gleich ihr Elend von Tag zu Tage mehrte. Von Außen wurde die Stadt hart bedrängt, und alle Lebensmittel wurden ihr ab- geschnitten; im Innern herrschte furchtbare Zwietracht unter den Parteien, so daß dadurch mehr Blut vergossen wurde, als durch das Schwert der Feinde. Die Hungersnoth wurde so groß, daß eine Mutter ihr eigenes Kind schlachtete, briet und ver- zehrte. Als die Soldaten auf der Straße den Geruch des Bra- tens wahrnahmen, drangen sie in's Haus hinein, um ihren Theil davon zu bekommen. Die Frau zeigte ihnen den Nest des gebratenen Kindes, und als jene sich davor entsetzten, sprach sie zu ihnen: „Esset nur! oder seid ihr empfindsamer als ein Weib, zärtlicher als eine Mutter?" Die Kunde dieses Gräuels ver- breitete sich bald in's römische Lager; Titus schauderte, und nachdem er den Juden noch einmal, aber vergebens, Gnade angeboten hatte, beschloß er, diese Missethat mit den Trüm- mern Jerusalems zu bedecken. Er ließ die Stadt bestürmen und eroberte sie nach fünfmonatlicher Belagerung. Viele Juden hatten sich indeß in das gewaltig feste Gebäude des Tempels
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