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1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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den Namen Bonifacius, d. i. Wohlthäter, und den gleich
ehrenvollen Beinamen Apostel der Deutschen erhielt. Schon von
Jugend auf war seine Seele von dem feurigen Wunsche erfüllt,
in dem Weinberge des Herrn zu arbeiten und den Heiden die
Worte des Lebens zu verkünden. In der Einsamkeit des Klo-
sters bereitete er sich zu seinem heiligen Berufe vor. Dann
verließ er es mit Genehmigung seines Abtes und ging nach
Rom, um sich vom Papste zu seinem edlen Werke einwei-
hen zu lassen. Nun folgte er dem heiligen Willibrord, der
auch ein englischer Mönch war, nach Friesland, und arbei-
tete mit ihm an der Bekehrung der heidnischen Landesbewohner
drei Jahre lang. Von hier wandte er sich nach Thüringen
und predigte das göttliche Wort mit wunderbarem Erfolge.
Von allen Seiten drängten sich die Heiden zu ihm, um sich
taufen zu lassen. Auch legte er mehrere Klöster an und verband
mit denselben Schulen, damit sich von hier aus nach und nach
mehr Bildung über das rohe Land verbreite. Als er darauf
das zweite Mal nach Rom kam, ernannte ihn der Papst zur
Belohnung seines apostolischen Eifers zum Bischöfe von Deutsch-
land. Von Nom begab er sich zurück nach Hessen und Thü-
ringen , lehrte überall das Wort Gottes und zertrümmerte die
Götzenbilder. Bei Geismar in Hessen stand eine uralte, dem
Donnergotte heilige Eiche, unter welcher die heidnischen Be-
wohner dieser Gegend ihre Opfer darzubringen pflegten. Wie
nun der heilige Bonifacius erfuhr, daß dieser Baum für un-
verletzlich gehalten ward, legte er, um sie des Aberglaubens zu
überführen, die Art an denselben. Erschrocken standen die Hei-
den umher und blickten bald nach dem Apostel, bald nach dem
Himmel, ob ihre Götter keine Blitze zerschmetternd auf den
Frevler herabschleudern würden; aber der Baum fiel und der
Apostel stand unverletzt. Da entsagten die Heiden ihren ohn-
mächtigen Göttern. Bonifacius baute aus dem Holze des ge-
fällten Baumes ein Kirchlein und weihete es dem heiligen Pe-
trus. Zugleich legte er am Flusse Fulda ein Kloster an als
Pflanzschule künftiger Heidenbekehrer. Aus diesem entstand mit
der Zeit die Stadt Fulda.
Unter so rastlosen Bemühungen war der heilige Bonifacius
bereits zum Greise geworden, als er vom Papste zum Erzbi-