1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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noch unvollendet, keiner seiner Thürme ausgebaut, und doch ragt
er über alle gothischen Gebäude der Welt hervor und übertrifft sie
an innerer Vortrefflichkeit der Kunst. Ihm zunächst an Rang
steht das große Münster zu Straßburg; begonnen schon 1015 ist
sein berühmter Thurm erst 1276 durch den Meister Erwin
von Steinbach in seinem Grundrisse angelegt, und endlich
1439 durch den Meister Johann Hülz von Köln vollendet.
Der andere Thurm ist nicht ausgeführt. Unter den großen
Werken dieser Zeit treten ferner hervor die herrlichen Kirchen
von Freiburg im Breisgau, Ulm, Erfurt, Marburg, Würz-
bürg u. s. w., später die Prachtbauten von Prag und zahl-
reiche herrliche Kirchen in den Niederlanden. Neben vielen
Domen erhielten sich auch manche gothische Nathhäuser der
Städte in ihrer altherkömmlichen Schönheit.
13 Friedrich I. der Hohenstaufe.
In der Mitte des schwäbischen Landes erhebt sich der
einsame und majestätische Berg des Hohenstaufen, und ver-
kündet noch heute die Größe eines ehemaligen Geschlechts.
Da, wo jetzt das Auge nur den kahlen Scheitel des him-
melanstrebenden Berges erblickt, stand einst das mächtige Stamm-
schloß der großen Kaiser, die fast 120 Jahre über alle Gauen
Deutschlands und noch weit hinaus über seine Grenzen ge-
boten. Da, wo nun die Ziege und der Stier weidet, und
in dem weiten Umkreis nur die Pfeife des Hirtenknaben klingt,
weilten die ersten Edeln des gewaltigen Reichs, um mit ih-
rem kaiserlichen Herrn über die Weltgeschicke zu berathen, und
erdröhnte der Boden von dem Fuß der Geharnischten.
Der berühmteste dieser hohenstaufischen oder schwäbischen
Kaiser war Friedrich I. Er war hochgesinnt, tapfer, von
eisernem Willen und trotziger Kraft. Von äußerer schöner Ge-
stalt war er freundlich, doch würdevoll, und seine ganze Hal-
tung zeigte den Herrscher. Die Geschichte nennt ihn von sei-
nem röthlichen Barte Friedrich Barbarossa, d. i. Roth-
bart. Er möchte aber wohl der Große heißen; denn er war
einer der trefflichsten Herrscher des Mittelalters, und kein
Kaiser nach ihm hat das Scepter mit solcher Gewalt ge-
führt. Er ließ sich in Pavia zum König der Lombardei und