1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Ungeachtet dieser wiederholten Züge, die zusammen einer
Völkerwanderung aus Europa nach Asien glichen, vermochte
das Königreich Jerusalem der Uebermacht der seldschuckischen
Türken nicht zu widerstehen, und der Sultan Saladin eroberte
1187 Jerusalem wieder. Zwar behaupteten sich die Christen
noch in einzelnen Gegenden des Landes, doch als 1291 auch
die Stadt Ptolemais in die Hände der Sarazenen fiel, verließ
der Ueberrest der Europäer völlig das Land. Nicht gerade der
Eifer, aber die ursprüngliche heilige Begeisterung erlosch, und
mit ihr die Eintracht unter den christlichen Völkern. Spä-
ter wurde es bei überhand nehmenden Unruhen in Europa den
Päpsten nicht mehr möglich, auch nur einen fürstlichen Arm
für die Befreiung Jerusalems zu bewaffnen. Auch wurden die
Abendländer in ihren Unternehmungen gar sehr von den miß-
trauischen Griechen aufgehalten, die nicht nur keinen kräftigen
Beistand leisteten, sondern sogar gegen ihre christlichen Bruder
mit den Muhamedanern Bündnisse schlossen, was sich freilich
ungefähr zweihundert Jahre später in der Eroberung Konstan-
tinopels durch die Türken blutig gerächt hat.
Wenn die Kreuzzüge von einer Seite manche traurige Fol-
gen hatten, wenn sie unzähligen Menschen das Leben kosteten
und viele angesehene Familien in Armuth stürzten, so hatten
sie von der andern Seite auch höchst wohlthätige Folgen. Au-
ßerdem, daß sie dem Islamismus einen Damm entgegensetzten,
gaben sie auch dem frommen Sinne Nahrung, erweckten Theil-
nahme an den kirchlichen Angelegenheiten und regten gewaltig
die schlummernden Kräfte des menschlichen Geistes auf; sie be-
förderten das Emporkommen des Bürgerstandes, die Macht der
Städte und die Blüthe des Handels; sie vermehrten durch ei-
nen Reichthum von Erfahrungen in der Natur-'und Erdkunde
die gemeinnützigen Kenntnisse, und veranlaßten, daß viele
bisher noch unbekannte Arten von Obstbäumen und Gemüsen
ins Abendland kamen. Zu dem Schönsten aber, was die Kreuz-
züge förderten, gehört das Ritterthum, das zwar schon lange
zuvor sich gestaltet hatte, damals aber erst seine Ausbildung er-
hielt. Es machte nun den Adeligen Tapferkeit, Treue, sanftes
Gefühl und Frömmigkeit zur angelegentlichen Pflicht. Die Ein-
weihung zum Nitterthume hieß der'ritterschlag.
15 Die Ritterorden.
Schon im Jahre 1038, vor dem ersten Kreuzzuge, hat-
ten Kaufleute aus Amalfi zur Verpflegung armer Pilger bei
der Kirche des h. Grabes ein Hospital mit einer Kapelle des
heiligen Johannes gegründet; die im Hospital die Kranken
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