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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 357

1854 - Münster : Aschendorff
— 357 — Aufopferungen unsere Anerkennung nicht versagen, wenn wir nicht ungerecht sein wollen. 16 Rudolph von Habsburg. Rudolph von Habsburg war, ehe er zum Kaiser von Deutschland gewählt wurde (1273), nur ein Graf, dessen Güter im Elsaß und der Schweiz lagen, aber wegen seiner Biederkeit und Frömmigkeit allgemein geachtet. Einst, als er auf der Jagd war, begegnete ihm ein Priester, der mit der h. Wegzehrung zu einem Kranken eilte. Wegen des angeschwollenen Waldwassers war der Weg schlüpfrig und unsicher geworden. Da sprang Ru- dolph von seinem Rosse, ließ den Priester aufsteigen und führte demuthsvoll selbst das Thier am Zügel bis vor das Haus des Kranken. Hier wartete er, bis die heilige Handlung vollbracht war und geleitete dann den Priester zurück. Das Pferd aber widmete er von nun an dem Dienste der Kirche; denn er hielt sich für unwürdig, je wieder das Thier zu besteigen, das seinen Schöpfer getragen hatte. — Erzbischof Werner von Mainz reiste einst nach Rom, und da ihm der Weg durch das Gebiet des Grafen Rudolph nicht ganz sicher dünkte, so bat er sich von demselben ein sicheres Geleite aus. Der, ritterliche Graf begleitete den Erzbischof selbst und zeigte auf der ganzen Reise so viel Einsicht und Verstand, so viel Rechtschaffenheit und Muth, daß Werner, hoch erfreut, einen solchen Mann näher kennen gelernt zu haben, ihm bei'm Abschiede herzlich die Hand drückte und sagte: „Nehmt meinen Dank, Herr Graf, und seid versichert, daß ich stets mit Achtung und Liebe Eurer gedenken werde." Als nun die deutschen Fürsten einsahen, daß die Zeit des Faustrechtes nicht fortdauern dürfe, wenn nicht alle Achtung vor Gesetz und Ordnung in dem Volke ertödtet werden sollte, versammelten sie sich zu Frankfurt am Main, um einen Kaiser zu wählen, der weise und tapfer zugleich sei, um das kai- serliche Ansehen wieder herzustellen. Da trat Werner von Mainz auf und schilderte den Grafen von Habsburg mit allem Feuer der Beredsamkeit als einen frommen, klugen und tapfern Mann, daß wirklich der schlichte, einfache Graf auf den Kaiserthron erhoben wurde.
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