1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Sprache wurden herrschend. Im 16. Jahrhundert wurde Mark-
graf Albrecht von Brandenburg zum Hochmeister des Ordens er-
wählt, und führte einen sechsjährigen Krieg wider die Polen. In dem
Friedensschlüsse von 1525 wurde die Negierung des deutschen
Ordens aufgehoben, und Albrecht regierte nun unter dem Ti-
tel eines erblichen Herzogs von Preußen. So kam damals
dieses Land an das Kurhaus Brandenburg. Von dieser Zeit
an fällt die Geschichte dieses Landes mit der von Kur-Bran-
denburg zusammen und sie heißt deshalb auch die Geschichte
von Brandenburg-Preußen. Noch umfaßt der preußische
Staat beide Länder, nebst mehreren andern Provinzen, welche
Theile alle zusammen genommen gleiche Verfassung und gleiche
Gesetze haben, und nun auch Eine Geschichte, die preußische,
bilden.
Der Stamm des jetzigen preußischen Staates ist die Pro-
vinz Brandenburg. Diese wurde früher von den Wenden,
die aus Rußland gekommen, bewohnt. Karl der Große un-
terwarf sie 789 seiner Herrschaft, und als sie sich späterhin
wieder unabhängig machen wollten, bezwang sie Heinrich der
Finkler, welcher 928 ihre Stadt Brennabor, die jetzige
Stadt Brandenburg, eroberte. Doch versuchten sie nachher, sich
wieder frei zu machen, bis endlich Albrecht der Bär sie
völlig und für immer besiegte, und zuerst den Titel eines Mark-
grafen von Brandenburg annahm (1162). Albrecht behauptet
einen der ersten Plätze in der Reihe der Fürsten und Helden
des Mittelalters. Die Herrschaft der Markgrafen währte bis
1415, da sie zu einem höheren Range empor stieg. Burg-
graf Friedrich Vi. von Nürnberg, aus dem Hause Ho-
henzollern in Schwaben, hatte dem Kaiser Sigismund vor
und nach 400,000 Goldgulden (1 Goldguld. hat ungefähr den
Werth eines Dukaten) geliehen, wofür ihm der Kaiser am 13.
April 1415 die Mark Brandenburg nebst der Kur- und Erz-
kämmerer-Würde als erbliches Eigenthum überließ. Kurfürst
Friedrich l. regierte von 1415 bis 1440. Nach ihm folgte
eine Reihe von Kurfürsten, welche sich fast alle durch einen rit-
terlichen biedern Sinn und heldenmüthige Tapferkeit auszeichneten.
Der berühmteste unter diesen war der eilfte Kurfürst
Friedrich Wilhelm der Große (1640—1688). Sein
Land war durch den dreißigjährigen Krieg gänzlich verarmt,
verwüstet und sehr entvölkert worden. Ganze Ortschaften und
Städte waren in der Mark wie verschwunden; Berlin zählte
nur noch einige hundert Einwohner. Als endlich der Friede
wiederkehrte, sorgte der große Kurfürst für sein Volk, wie ein
guter Vater für seine Kinder. Auf sein Wort erhoben sich Han-
del und Schifffahrt, erstanden die zerstörten Städte und Dör-
fer wieder zu neuem Leben; große Wälder wurden in frucht-