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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 386

1854 - Münster : Aschendorff
386 Finnland versprach, in sein Interesse. Als Napoleon die krie- gerischen Vorkehrungen des russischen Kaisers vernahm, rief er voll Zuversicht aus: „Rußland wird von seinem Verhäng- nisse ergriffen; wohlan, es soll erfüllt werden!" und ließ von den Pyrenäen bis an die Küsten der Ostsee, von dem Niemen bis an das adriatische Meer das ganze Jahr 1811 hindurch unausgesetzt rüsten; selbst Oesterreich und Preußen mußten Trup- pen stellen._ Vom Frühjahr bis zum Herbst war Alles in Be- wegung ; nie sah Europa größere und schönere Heere vorüber- ziehen; der Zug glich einer Völkerwanderung. Ueber 500,000 Mann Franzosen, Oefterreicher. Preußen, Sachsen, Baiern, Würtembergcr, Badener, Westfalen, Holländer, Italiener, Polen, selbst Spanier und Portugiesen, mit Allem reichlich versehen, traten den Zug an und rückten am 25. Juni über den Grenzfluß Niemen. Der Untergang Rußlands schien um so gewisser und näher, da cs grade mit den Türken in einen Krieg verwickelt war. Aber unter Englands Vermittelung schloß Alerander mit den Türken einen Frieden, in welchem der Pruth die Grenze seines Reiches wurde, und wendete nun seine ganze Macht gegen den neuen Feind, mit der feierlichen Be- theuerung, den Krieg nicht zu enden, so lange ein feindlicher Streiter auf Rußlands Boden stehe. Napoleon hatte eine Ab- theilung seines Heeres unter Oudinot und Macdonald auf die Straße nach Petersburg gegen den russischen Fürsten Wittgen- stein geschickt; mit der Hauptmacht ging er selbst gerade auf Moskau los. Die russischen Anführer Barclay de Tolly und Bagration zogen sich kämpfend vor ihm zurück. Nach zweitä- gigem mörderischen Kampfe bei Smolensk, am 17. und 18. Au- gust, erstürmten die Franzosen diese Stadt, nachdem sie größ- tentheils eine Brandstätte geworden war. Jetzt übernahm der alte Kutusow, der eben siegreich aus dem Türkenkriege zurück- gekehrt war, den Oberbefehl über das russische Heer. Auch er zog sich zurück und brannte hinter sich die Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde nur eine Wüste zurückzulassen. An der Moskwa, 15 Meilen von der alten Hauptstadt, machte er end- lich Halt; die Ehre des Reichs schien eine Schlacht zu fordern zu ihrer Rettung. Da rief Napoleon frohlockend: „Soldaten, hier ist die Schlacht, die Ihr ersehnt habet. Sie ist nothwen- dig; denn sie bringt uns Ueberfluß, gute Winterquartiere und sichere Rückkehr nach Frankreich. Benehmet euch so, daß die Nachwelt von jedem unter euch sagen kann: „Auch er war in der großen Schlacht unter den Mauern Moskau's!" Zugleich ließ er das Bildniß seines Sohnes an der Außenseite seines Zeltes aufhängen, und Offiziere und Soldaten eilten begeistert herbei, die Gestalt ihres künftigen Herrschers zu betrachten.
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