1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Mit diesem erhabenen männlichen Rufe eröffnet den heiligen
Kampf, bleibet ihm treu in der entscheidenden Stunde, und
der Sieg ist euer!"
Ein Reitertreffen bei Libertwolkwiz am 14. Oktober zwi-
schen den Truppen des Königes von Neapel und einem Theile
des Schwarzcnbergschen Heeres war gleichsam das Vorspiel
zu dem großen Trauerspiele, welches vier Tage hindurch um
und in Leipzig aufgeführt werden sollte. Am 26. begann der
Riesenkampf. Mehr als 300,000 Mann Verbündete standen
gegen 200,000 Mann Franzosen, und seit 8 Uhr des Mor-
gens donnerten über 1000 Kanonen gegen einander, so daß
die Erde erbebte, und viele Fenster in Leipzig zersprangen. Der
Kampf schwankte unentschieden; Dörfer wurden genommen und
verloren. Am blutigsten war der Kampf bei den Höhen von
Wachau, wo Napoleon selbst hielt, und bei den vorliegenden
Dörfern Güldengossa und Auenhain. Alle Anstrengungen der
Verbündeten scheiterten hier an dem Ungestüme der Franzo-
sen und Polen. Napoleon selbst sprengte wiederholt mitten im
Feuer aufmunternd an die einzelnen Generale heran, und den
neuen Marschall, Fürsten Poniatowski, welchen er mit seinen
Polen im heftigsten Gedränge fand, spornte er mit dem Zu-
rufe: „Vorwärts, König von Polen!" Um 3 Uhr Nach-
mittags hatten die Franzosen solche Fortschritte gemacht, daß
Napoleon schon Boten mit der Siegesnachricht nach Leipzig
schickte und alle Glocken läuten ließ. Wie ein Grabgeläute
ertönten sie in die Herzen der bekümmerten Einwohner. Je-
doch nahmen die Oesterreicher und Russen bald ihre alte Stel-
lung wieder ein, während Blücher bei Mökern bedeutende Vor-
theile über den Marschall Marmont gewann und ihn bis Leip-
zig drängte. Am 17. (Sonntag) war meist Waffenruhe, und
Napoleon ließ durch den österreichischen General Mervelt, wel-
cher am Tage zuvor gefangen genommen war, den Verbün-
deten Waffenstillstand anbieten. Dieser aber wurde abgeschla-
gen, und am 18. des Morgens früh erneuerte sich der schreck-
liche Kampf. Inzwischen war auch der Kronprinz von Schwe-
den mit der Nordarmee, und Benningsen mit der Reserve
zu den Verbündeten gestoßen. Die Blüthe der streitbarsten
europäischen Völker war auf dem Kampfplatze; alle wettei-