1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg; denn das Mark
des Landes wurde vom Feinde ausgesogen, die Hauptfestungen
blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau und der Kunstfleiß
unserer Städte wurden gelähmt, der Handel gehemmt. Ge-
hen wir unter, wir gehen mit Ehren unter; doch wir ver-
trauen auf Gott und unsere gerechte Sache!" Diese könig-
lichen Worte bilden einen Wendepunkt in der Geschichte; mit
dem Aufrufe begann eine bessere Zeit für Preußen und Deutschland.
König Friedrich Wilhelm war ein Fürst, der aufrichtig
das Gute wollte, und während der langen Friedenszeit sehr
Vieles zum Wohle des Landes gethan hat, was jedoch hier
nur in gedrängter Uebersicht aufgezählt werden kann. Zu den
Wohlthaten, die Preußen ihm verdankt, gehören: große Be-
günstigung des Handels, der Wissenschaft und Kunst, väter-
liche Sorge für höhere und niedere Bildungsanftalten, die
auf einer solchen Stufe stehen, daß sie noch lange ein Vor-
bild für die gebildetsten Völker Europas bleiben wer-
den ; weise Ordnung und Sparsamkeit bei der Verwaltung der
Finanzen; vorzügliche Ausbildung des Militär-Systems; Vor-
bereitung zu einer allgemeinen, zeitgemäßen Rechtspflege; mu-
sterhafte Einrichtung des Postwescns; Anlagen vortrefflicher
Kunststraßen, so daß nach allen Richtungen des Reiches hin
herrliche Wege führen. Vor Allem aber verdient rühmliche
Erwähnung eine der wichtigsten Schöpfungen der neuern Zeit:
der durch ihn hervorgerufene, jetzt fast ganz Deutschland um-
fassende Zollverband. Viele Millionen verwendete der König
zu öffentlichen Bauten und milden Zwecken; selbst aus seinem
Privatvermögen gab er zur Unterstützung dürftiger oder be-
schädigter Gemeinden sehr bedeutende Summen her.
Sein nur 4>em Wohle des Landes gewidmetes Leben be-
schloß am 7. Juni 1840 ein sanfter Tod. Am 31. Mai
wurde zu Berlin der Grundstein zu dem Denkmal Friedrichs
des Großen gelegt. Der König war durch Unwohlsein ver-
hindert , an der Feierlichkeit Theil zu nehmen, sah aber vom
Fenster seines Schlosses zu. Einige Tage nachher verbrei-
tete sich die Kunde von seiner ernstlichen Erkrankung. Nun
versammelte er seine Kinder und Enkel um sich, und gab
dem Sohne des Prinzen von Preußen, seinem Enkel Fried-