1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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rn'greich Polen und weiter südlich das Königreich Ungarn, das
dein Kaiser von Oesterreich zugehört. Den ganzen Osten von
Europa nimmt das große und mächtige Rußland ein, dessen
Grenze nördlich bis zum Eismeere, westlich bis zur Ostsee,
südlich bis zum schwarzen Meere reicht, und dessen Besitzungen
sich durch den ganzen Norden von Asien erstrecken.
Von den Ländern am mittelländischen Meere, insbesondere
von Kleinasien, Griechenland und Italien, hat sich die Bil-
dung über die ganze Erde verbreitet. Das mittelländische Meer
war gleichsam der Mittelpunkt, um den die alten Völker sich
sammelten, und von dem sie sich ungern entfernten. Ihre wei-
testen Seereisen gingen gewöhnlich nur bis zu der Sraße von
Gibraltar, oder, wie die Alten zu sagen pflegten, bis zu den
Säulen des Herkules; denn so nannte man die höchsten Spitzen
der beiden Vorgebirge, die im Norden und im Süden die Meer-
enge einschließen. Ein Held, Namens Herkules, so erzählt
eine alte griechische Sage, durchwanderte die ganze bekannte
Welt und bekämpfte Räuber und Niesen und allerhand Unge-
thüme, wo sie sich fanden. Das Ende seiner Wanderungen
war das westliche Spanien, und die Einbildungskraft der Völ-
ker hat aus den beiden Vorgebirgen zwei Säulen gemacht, die
Herkules zum Andenken an seine Wanderungen hier aufgerich-
tet haben soll.
Die Säulen des Herkules waren für die Alten gleichsam
das Ende der Welt. Die Phönizier, die in Asien an der West-
küste des mittelländischen Meeres wohnten, wagten es wohl,
über die Säulen des Herkules hinaus in das atlantische Meer
zu fahren, aber sie hielten sich immer nahe an den Küsten;
denn ihre Fahrten gingen nicht weiter, als bis zu den briti-
schen Inseln, die schon damals wegen ihres Reichthumes an
Zinn berühmt waren, und bis an die Küsten der Ostsee, von
wo sie den Bernstein holten. Tief in das atlantische Meer hin-
ein wagte sich so leicht kein Schiffer; doch hatte man schon
früh eine dunkle Sage von den glücklichen Inseln, die in dem
atlantischen Meere liegen sollten. Vielleicht hatte irgend ein
Seefahrer die kanarischen Inseln besucht und diese als ein Land
glücklicher Menschen geschildert; das aber ahnete damals noch
Niemand, daß jenseits des atlantischen Meeres noch ein ganzer
Welttheil liege. Dieses Land wird westlich von dem großen
Weltmeere, östlich von dem atlantischen Meere begrenzt. Der
große Bufen des atlantischen Meeres, der ungefähr in der
Mitte des Landes dasselbe verengt, heißt von dem angrenzen-
den Lande der mexikanische Meerbusen. Was nun südlich von
diesem Meerbusen liegt, heißt Süd-Amerika, und was nördlich
liegt, heißt Nord-Amerika; die Inseln aber in dem mexikanischen
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