1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Die Farbe des Meeres ist im Allgemeinen blau oder grün-
lich blau; indessen wechselt dieselbe an verschiedenen Stellen
nicht minder, wie die Farbe des Himmels. Eben so ist auch
die Durchsichtigkeit des Meerwassers nicht überall gleich.
Besonders klar soll das Meer in der Nähe der westindischen
Inseln sein, so daß die Schisse dort wie in der Luft zu hangen
scheinen, und daß man bei mehr als sechszig Fuß Tiefe, auf
dem reinen sandigen Boden tausenderlei Gewürme und vielar-
tige Fische von den schönsten Farben sich bewegen sieht.
Nicht minder, als Farbe und Durchsichtigkeit, ist auch die
Temperatur oder der Wärmezustand des Meerwassers nach
der Lage der einzelnen Meere und nach der verschiedenen Tiefe
derselben bedeutend verschieden. Die Meere, welche um die
beiden Pole der Erde liegen, sind den größten Theil des Jah-
res über ganz zugefroren, und auch im höchsten Sommer schwim-
men auf ihnen Eisstücke umher, die sich hin und wieder zu
mächtigen Eisbergen aufthürmen.
Ein englischer Seefahrer erzählt, er habe einmal von sei-
nem Schiffe aus gegen fünfhundert solcher schwimmenden Eis-
berge gesehen, von denen einige wohl zweihundert Fuß hoch
über die Meeresfläche emporftarrten. Nicht selten zeigen diese
beweglichen Eisfelsen die wunderbarsten Formen, so daß eine
nur etwas lebhafte Phantasie riesenhafte Gestalten von Men-
schen und allerlei Thieren darin erblicken kann. So schön der
Anblick solcher Eisungeheuer sein mag, so gefährlich ist es in-
dessen in ihrer Nähe, indem sie häufig von den Winden gegen
einander getrieben und die Schiffe zwischen ihnen zermalmt wer-
den. Oft auch stürzt einer dieser glänzenden Kolosse plötzlich
mit furchtbarem Gekrache zusammen und bringt weithin Alles
in wilde schreckliche Bewegung.
Eine unbeschreiblich schöne Erscheinung bietet das Leuchten
des Meeres bei Nacht dar. So weit das Auge reicht, scheint
oft das Meer in Hellen Flammen zu stehen. Oft ziehen den
segelnden Schiffen, besonders in stürmischen Nächten, lange
Lichtstreifen nach, die von Millionen Feuerfunken gebildet zu
sein scheinen und wahrscheinlich vom Schleim abgestorbener und
aufgelöster Thiere, so wie auch von lebenden kleinen Schleim-
thierchen, womit das Meer angefüllt ist, herrühren. Oft auch
sind es große leuchtende Körper, die bald tiefer, bald mehr an
der Oberfläche des Wassers schwimmen, und in denen man die
Gestalt großer Fische erkennt. Ueberhaupt aber findet diese
prächtige Erscheinung mehr auf den südlichen Meeren Statt.
Das Meer ist in beständiger Bewegung. Einmal be-
wirkt der Umschwung der Erde um ihre Achse, daß unter dem
Aequator oder Gleicher immer ein mächtiger Strom von Osten
gegen Westen zieht, den man Ost ström heißt, und den die