1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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bitter, und hat einen Ekel erregenden Geschmack. Dagegen hat
die große Strecke, die der Jordan oberhalb des todten Meeres
durchfließt, meist fruchtbare Gegenden, und namentlich zeichnet
sich die Umgebung des Sees Genesareth durch Anmuth und
Fruchtbarkeit' aus. Schöne Berghöhen ragen rings empor, und
an den Gestaden des klaren tiefen Sees gedeihen Palmen , Fei-
gen, Weinstöcke und Oelbäume; in keiner Gegend Palästinas
ist die Natur so reizend, als um diesen stillen, ruhigen See, an
dem unser Herr mit seinen Jüngern so gern verweilte. Ueber-
haupt war Judäa in früherer Zeit ein ausgezeichnet fruchtbares
Land. „Der Heer, dein Gott", sagt Moses zu dem Volke
Israel „bringt dich in ein gutes Land, ein Land mit Wasserbä-
chen, Quellen und Gewässern, die entspringen in Thälern und
auf Bergen; ein Land mit Weizen und Gerste und Weinstöcken
und Feigenbäumen und Granatäpfeln: ein Land mit Oelbäumen
und Honig; ein Land, wo du keine Speise dürftig genießen
wirst, wo nichts dir mangeln wird; ein Land, dessen Steine Eisen
sind, und aus dessen Bergen du Erz bauen wirst. Und du wirst
essen und dich sättigen, und preisen Gott, deinen Herrn, für
das schöne Land, das er dir gegeben hat." Getreide aller Art
wuchs auf dem fruchtbaren Boden nebst Baumwolle und Flachs
in Ueberfluß, und die herrlichsten Blumen prangten in den Ebe-
nen, an den Quellen und an den Berghöhen. Der Myrrthen-
baum, die Terebinthe, die Eiche, das Föhrenholz, die Cypresse,
der Oelbaum, der Feigenbaum, die Palme und die Ceder
schmückten Thäler und Höhen, und in den Weingärten gedieh
herrlich die Traube. Auch an nützlichen Thieren hatte das
Land Ueberfluß, und die h. Schrift nennt außer Bienen und Fischen
unter den Vögeln Rebhühner, Wachteln, Lerchen, Raben, Sper-
linge, Störche, Tauben und die Nachtigall, die am Jordan
singt, und unter den Säugethieren Hirsche, Gazellen, Ziegen,
Rinder, Kameele, Pferde, Schafe,. Esel, Hunde. Aber auch
schädlicher Thiere geschieht Erwähnung, wie der Heuschrecke,
der Schlange, des Fuchses und des Löwen.
So groß aber früher die Fruchtbarkeit und die Bevölke-
rung dieses Landes war, so unfruchtbar ist setzt sein Boden, so
entvölkert sind seine Gegenden. Wo früher die blühendsten Flu-
ren, die lachendsten Gefilde waren, da ist setzt kein Haus, kein
Garten, kein Obstbaum zusehen; nur Disteln trägt der unfrucht-
bare Boden. Die kleinste Stadt in Judäa hatte einst mehr Ein-
wohner, als gegenwärtig Jerusalem. Das Land ist ein trauri-
ges Beispiel, wie durch Menschenhand der Segen Gottes, die
Fruchtbarkeit der Natur zerstört werden kann. Fremde Kriegs-
horden drangen in Palästina ein und vertrieben die Juden aus
ihrem Wohnsitze. Das Land wurde nicht mehr bebaut, Acker-
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