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1. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 11

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
11 Natur- und Länderbeschreibmig. eines scharfsinnigen und gelehrten Beobachters be- glaubigt wäre. Die Liebe der Mütter für ihre Jun- gen ist überaus groß; und jene suchen diese durch allerlei Spiele zu ergötzen. Wenn man diesen Spie- len zusieht, so scheint es, als ob sie sich im Streiten üben wollten; eins sucht das andre nieder zu wer- fen, und, wenn der Vater brummend hinzu kommt, fügt er die Streitenden aus einander, schmeichelt Hem Sieger, und versucht auch wohl selbst, ihn auf Hie Erde nieder zu stoßen; je mehr dieser sich wider- setzt, desto mehr gewinnt er in der Liebe der Eltern, denen hingegen ihre tragen oder furchtsamen Kinder wenig Freude zu machen scheinen. Obgleich die Vielweiberey unter den Seebären herrschend ist, und mancher unter ihnen bis fuufzig Weiber hat, so be- wacht doch jeder die seinigen mit großer Eifersucht, und wird überaus wüthend, wenn ein Fremder ih- nen zu nahe kommt. Selbst wenn sie zu Tausenden am Ufer liegen, sind sie doch immer Familienweise in Heerden getheilt, und auf eben die Art schwim- men sie auch im Meere beisammen. Die alten, wel- che keine Weiber mehr haben, leben einsam, und sind Hie attergrimmigsten; diese bringen oft einen ganzen Monat auf dem Lande mit schlafen zu, ohne etwas zu genießen; was sich ihnen aber von Menschen und Thieren nähert, fallen sie mit der größten Wuth an. Die Seebären liefern sich zuweilen unter einander Llutige Schlachten, die gewöhnlich ihre Eifersucht wegen der Weiber, oder wegen eines guten Lager- platzes zur Ursache haben. Wenn zwei wider Einen streiten, so kommen andre der schwächer» Parthei zu Hülfe, und während des Kampfes heben die Zu- schauer ihre Köpfe schwimmend aus dem Meere, und sehen eine Zeit lang ruhig zu, bis auch sie Beweg- gründe finden, sich unter die Kämpfenden zu mischen. Zuweilen bedecken diese kriegenden Heere eine Ufer- strecke von zwei bis drei Wersten, und rings umher erschallt ihr schreckliches Brummen und Brüllen. Oft machen die Streiter wahrend des Kampfes einen stun- denlangen Stillstand, um sich zu erholen, wobei sie stch ohne Gefahr neben einander legen; dann stehen
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