1810 -
Berlin
: Realschulbuchh.
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
Natur - und Länderbeschreibung. 55
die Vicunnen vermittelst eigen dazu abgerichteter
Hunde zusammen zu treiben. Die große Furchtsam-
keit der Thiere verhindert sie bei Erblickung jener
von der Luft bewegten Lappen durch das Uebersetzen
über die Stricke zu entfliehen, so leicht es ihnen auch
Ware. Die Jager gehen sodann in den Kreis, fan-
gen die Vicunnen mit Schlingen, die sie ihnen ge-
schickt über die Beine werfen, tödten sie und ziehen
ihnen sofort die Haut ab. — Oft sehen sich hiebei
dw Jager genöthigt, Monate auf den hohen kalten
Punas zu leben; sie bringen dann dagegen Zoo bis
1000 Vicunnenhaute zurück. Bei einem so kostba-
ren ^hrere ist dies eine desto mehr verwerfende Jagd
(auch ist das Todten der Thiere verbotenda es ein
Leichtes Ware, die eingefangenen Vicunnen zu sche-
ren, sie sodann wieder frei zu lassen, auf die Werse
mehrere Jahre ein und dasselbe Thier zu benutzen,
ihre Fortpflanzung zu hegen, und so den Anwuchs
dieser einträglichen Thiere zu vermehren. — Diese
Jagd schlagt zu Zeiten, wegen eines der Vicuune
ähnlichen Thiers fehl, das sich unter ihre Heerdeu
mischt. Dies ist das Alpaca oder Paco, das sich
hauptsächlich durch mehrere Starke, Größe, Kühn-
heit und durch gröbere Wolle von der Vicuuna un-
terscheidet. Es begattet sich nie mit der Vicuuna,
und ist daher von verschiedener Art. Finden sich
daun einige dieser kühnen Thiere unter den aejagten
Heerden der Vicunnen, so setzen diese, da sie jene
gefärbten Lappen nicht achten, über die Stricke, und
zeigen hiedurch der ganzen Heerde der Vicunnen den
Weg zum Entfliehen.
Die erste Sorte dieser Wolle liefert die kress-
lichen Vigogne-Tücher, wovon die Elle bet uns oft
2v Rthlr. kostet. Den gesammten Werth aller Vi-
gogne-Wolle, welcbe Peru jährlich ausführt, setzen
die neuesten Nachrichten doch nur auf 10,000 Pia-
ster; hier ist indeß die dort selbst benutzte Wolle eben
so wenig gerechnet, als die Vicunnen - Wolle von
Chili. Moliua halt das Fleisch für das schmackhaf-
teste Wildpret; auch soll es, äußerlich aufgelegt, als
ein Mittel bei Augenkraukheiren dienen. Es ist sehr