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1. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 119

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Briese. > 119 und ausschließlich für die Unterhaltung mit Ihnen zu retten. Wann verfliegen mir die Stunden schnel- ler, und wann wird mir leichter und besser zu Mu-- the, als wenn ich mich an Ihre Seite hindenke? Was für eine angenehme Ueberraschung uns gestern Ihr liebevollcr Brief vom 12. dieses Monats^ ge- währt hat! Im lachenden Gebiete unsrer jüng- sten gemeinschaftlichen Erinnerungen umherstreifend, standen wir eben zusammen auf der Altane unseres Gasthofes. Unverwandt waren unsre Blicke aus den mit weißen Segeln besaeten Spiegel des Sees gerichtet, und auf die vor uns aufgethürmten Hoch- gebirge von Glarus, Unterwalden und Uri, von deren Schnee- und Felsengipfeln die eben enipor- steigenden Schatten den Purpur der Abendsonne langsam verdrängten, als Ihr willkommner Brief unser aller Gespräche, Sinn und Gedanken für dem Rest des Abends auf Sie, und auf Sie allein zu- rückführte. Nur allzugern glauben wir Ihrer für uns so erfreulichen Versicherung, daß Ihnen ein so langes Getrenntseyn von Ihren Kindern schwer fällt. — Dank sey es der, das Herz, wenn bange Besorgnisse es anfechten, zu froheren Gefühlen stimmenden Kraft eines heitern Sommers; Dank sey es der in wundersamen Mischungen um uns her grünenden Schweizer-Welt, und dem mit jedem Augenblicke sich erneuernden Wechsel reizender, noch nie gesehener Naturscenen, daß unsre Sehnsucht nach Ihnen nicht jetzt schon in quälendes Heimweh übergeht! Unser Herz hing zwar an Ihnen von frühester Jugend an, und mit unendlicher Liebe: doch erst als unser erwachender Geist dem Ihrigen von ferne zu folgen versuchte, und wir ansingen^ es zu fühlen, mit welcher Einsicht und Sorgfalt Ihre mütterliche Liebe nicht bloß dre physischen Ve^ dürfnisse unsrer ersten Kindheit, nein, auch alles das bedachte, was unser Herz zu seiner Ausbildung, unser Verstand zu seiner Entwicklung bedurfte; da erst sind wir zum vollen und lebendigen Bewußt- seyn gelangt, was für ein kostbares und seltenes Geschenk uns die Vorsehung in Ihnen habe zu Theil
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