1810 -
Berlin
: Realschulbuchh.
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
Dramatische Darstellung. 161
Iber, bei uns, die ihr Barbaren nennt, nur die
Räuber mit ihrem Raube.; prahlen selbst dann nur
damit, wenn sie sich in Sicherheit wissen. — S. (mir
gelaßner Hoheit) Du trägst, wie ich sehe, Allucius,
die Hitze, die man im Gefecht an dir bewundert,
auch auf deinen Umgang und auf dies Gespräch jetzt
über. Ich würde zürnen, wenn ich deine Vorwürfe
verdiente. Jetzt, da sie mich unschuldig treffen,
vergeb' ich sie dir. — Kannst du nun hören?
A. Muß ich nicht. S. Nur höre mich aus; und
dann, hoff' ich, sollst du glimpflicher deine Verglei-
chungen wählen; selbst römische Treue nicht mehr
mit punischer verwechseln. Ja, Prinz, als ich das
erste Mal Ildegerden sah, da, ich leugn' es nicht,
wandelte auch mich die Leidenschaft an, die jetzt in
dir so heftig tobt. Da rief ich mit Entzücken: Wie
schön ist sie ! da - -- A. (wieder einfallend) O daß
sie es .nie gewesen wäre! Aufgewachsen mit ihr
von frühster Jugend an hatt' ich ihre schönere Seele
auch im unscheinbarsten e Körper lieb gewonnen.
Sie, die Glücklichere, hatte nie der Feinde gieri-
gen Augen gefallen, nie deine Lüste gereizt. —
S. (ihn bei der Hand fassend) Und Hort dieser Aetna
wirklich nimmer zu toben auf? — Jüngling, deine
von Zorn glühenden Wangen werd' ich doch viel-
leicht mit Schaamröthe noch starker färben, wenn
ich dir sage: deine Braut ist frei? S. Ist frei und
sey dein! A. Frei und mein! Scipio, du betäubst
mich. S. (lächelnd) Muß ich das nicht, um nur
ruhiger sprechen zu können? Junger Mann, als
man meine Gefangene mir darstellte, da entzückte
mich — ich wiederhol' es dlr — ihr Reiz; da
würd' ich, nicht als ein, schweigender Gebieter, als
ein werbender Liebhaber vielmehr ihr Herz und
Hand angeboten haben, hatt' ich nicht rasch einen
Blick auf das Vaterland, das meiner noch unge-
teilt betzarf, geworfen. Doch indem ich noch
wankte, indem ich schon auf Vereinigung von Bür-
gerpflicht und Männerliebe dachte, vernahm id},
daß' sie bereits durch Werbung und Versprechen