1810 -
Berlin
: Realschulbuchh.
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
2§3 Siebenter Abschnitt.
L. Der Tod Herzogs Karle des Kühnen, in
der Schlacht bei Nancy.
Den Herzog, von einem Schlag ln der Schlacht
noch betäubt, trug der Strom der Flucht gegen
St. Jean, sein Hauptquartier. Drei Büchsenschüsse
von der Stadt Nancy ist unter einer kleinen Höhe
ein fruchtbarer, damals sumpfiger Grund , welchen
der Bach Laxon durchschnitt; Vireley, Name der
Gegend. Als Karl über den Graben setzen wollte,
fehlte dem Pferde und ihm die Kraft. Er stürzte,
das Eis brach, er kämpfte empor. Hierüber fand
ihn der Feind, ohne ihn zu erkennen; verwundete
ihn durch den Sitz, durch die Hüfte- schlug das
Pferd, welches (endlich, auf) ihn fallen ließ und
floh. Viel Burgundischer Adel nahm hier den Tod;
niemand war bei ihm in der letzten Noth. Er rief
den tauben Castlan von S. Diez, der ihn verwun-
det, um Rettung, welches dieser übel verstanden;
er hieb ihn mit der Hallbarde durch den Kopf. Fal-
len sah' ihn der Edelknaben einer, Johann Vattist
Colonna, ein Runter. Als der Krieg sich entfernt,
wurde Karl von Unbekannten unerkannt ausgezogen.
Als an den Thoren von Metz, Rene' von dem Feind
abließ, fragte er nach ihm; den ganzen folgenden
Tag wurde er vergeblich gesucht, bis Campobasso
durch Colonna die Gegend erfuhr. Eben suchte ein
Weib, Karls Wäscherin, wo einer der Leichnams
erwa noch den Ring anhabe: sie wandte auch seinen
Körper; „Gott! der Fürst!" rief sie mit großem
Geschrei. Großentheils eingefroren, mit geronne-
nem Blut überdeckt, im Gesicht angeschwollen, war
er wenigen kenntlich; bis, nachdem er mit Wein
und warmem Wasser gewaschen worden, die Gefan-
genen, Anton der große Bastard, Olivier de kr
Marche, der Portugiesische Arzt Lobo und seine
Kammerdiener gebracht wurden. „Er ij?s!" rie-
fen sie, und weinten laut; man erkannte die Narbe
der Schlacht von Monrlhery, die Eigenheiten sei-
nes Körpers, überaus lange Nagel, die Spur seiner
Fistel. Auch Feinde ergriff Rührung mit Grauen. —