1825 -
Rostock
: Adler
- Autor: Röper, Friedrich Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
Mittagslinie unter rechten Winkeln durchschneidet,
bezeichnet mir dem einen Ende den wahren Ost- und
mit dem andern den wahren Westpunct.
Gestalt der Erde.
Der Horizont, oder die Grenze unsers Gesichts ist
nicht die Grenze der Erde. Wir mögen hingehen
nach welcher Seite, und wie weit wir wollen, nir-
gends finden wir ein Ende, wo der Himmel die Erde
wirklich berührte, vielmehr erweitert sich unser Ge-
sichtskreis, in gleicher Maße, wie wir weiter gehen,
und es erheben sich im Vordergründe immer neue
Gegenstände, die auf unserm ersten Standpuncte
noch unter unserm Horizonte waren, so wie die Ge-
genstände hinter uns sich aus dem Auge verlieren und
gleichsam versinken. Auch sehen wir aus der Ferne
die hohen Gegenstände, wie auf dem Lande diekirch-
thürme, und auf der See die Mastbaume der Schiffe,
immer eher und langer, als die niedrigeren Gebäude,
und den Rumpf des Schiffes. Da dieß nun überall,
auf der ganzen Erde, auf dem Lande nicht nur,
sondern auch auf dem Meere, und nach allen Welt-
gegenden hin der Fall ist; so ergiebt sich schon hieraus
allein, daß unsre Erde nicht, wie sie auf den ersten
Anblick scheinet, flach und platt wie ein hölzerner
Teller seyn könne; sondern vielmehr eine Kugel, oder
doch kugelförmig gestaltet seyn müsse: denn wäre sie
eine platte Flache, so würden wir die niedrigeren
Gegenstände eben so früh und lange, und von einer
Meeresküste bis zur andern, auch der entferntesten,
sehen können. Da man ferner allenthalben aus der
Erde, von einer gleichen Höhe, nach allen Seiten
hin gleich weit sehen kaun, wenn anders die Aussicht
durch nichts zusalliges unterbrochen wird, die Weite
unsers Gesichtskreises aber immer im Verhältniß zu
der Höhe unsers Standpunctes stehet; so folgt hier-
aus ganz augenscheinlich, daß die Oberflache der Erde
über-