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1. Für die dritte Bildungsstufe - S. 19

1855 - Hamburg : Kittler
19 scheinlich davon überzeugen, daß fast immerdar an irgend einem Punkte die Oberfläche erbebt, daß sie ununterbrochen der Reaction des Innern gegen das Aeußere unterworfen ist. Selbst in den lockersten Alluvialschichten von Holland, um Middelburg und Vlisfingen, sind (23. Februar 1828) Erdstöße empfunden worden. Wenn das Erdbeben dem ersten Anscheine nach ein blos dynamisches, räum- liches Phänomen der Bewegung zu sein scheint, so erkennt man doch nach sehr wahrhaft bezeugten Erfahrungen, daß es nicht blos ganze Landstrecken über ihr al- tes Niveau zu erheben vermag (z. B. Ulla-Bund nach dem Erdbeben von Cutsch im Juni 1819 östlich von dem Delta des Indus oder längs der Küste von Chili im November 1822), sondern daß auch während der Erdstöße heißes Wasser (bei Catania 1818), heiße Dämpfe (im Misststppi-Thale 1822), Mofetten (irrespi- rable Gasarten), den weidenden Heerden in der Andeskette schädlich, Schlamm, schwarzer Rauch und selbst Flammen (bei Messina 1785, bei Cumana 1797, Lissa- von 1755) ausgestoßen wurden. — Der Ausbruch des kohlensauren Gases aus Spalten während des Erdbebens von Neu-Granada (16. November 1827) verur- sachte das Ersticken vieler Schlangen, Ratten und anderer in Höhlen lebender Thiere. Auch verändert sich oft die Witterung. Die Gefahr des Erdbebens wächst, wenn die Oeffnungen der Vulkane verstopft und ohne freien Verkehr mit der Atmo- sphäre sind. Der unaussprechlich tiefe und ganz eigenthümliche Eindruck, den das erste Erdbeben, das wir empfinden, auf uns macht, ist, glaube ich, nicht Folge der Er- innerung an die Schreckensbilder der Zerstörung, welche unserer Einbildungskraft aus Erzählungen historischer Vergangenheit vorschweben, sondern die Enttäu- schung von dem angeborenen Glauben an die Ruhe und Unbeweglichkeit des Starren der festen Erdschichten. Von früher Kindheit an sind wir an den Kon- trast zwischen dem beweglichen Element des Wassers und der Unbeweglichkeit des Bodens gewöhnt, auf dem wir stehen. Alle Zeugnisse unserer Sinne haben diesen Glauben befestigt. Wenn nun plötzlich der Boden erbebt, so tritt geheimnißvoll eine unbekannte Naturmacht als das Starre bewegend, als das Handelnde auf. Ein Augenblick vernichtet die Illusion des ganzen früheren Lebens. Man traut dem Boden nicht mehr, auf den man tritt. Das Ungewöhnliche der Erscheinung bringt dieselbe ängstliche Unruhe bei den Thieren hervor. Schweine und Hunde find be- sonders davon ergriffen. Die Krokodille im Orinocco, sonst so stumm als unsere kleinen Eidechsen, verlassen den erschütterten Boden des Flusses und laufen brüllend dem Walde zu. — So wie die Erderschütterungen oft von Wasser- und Dampfausbrüchen be- gleitet find, so erkennt man in den Salsen oder kleinen Schlammvulkanen einen Uebergang von den wechselnden Erscheinungen, welche die Dampfausbrüche und Thermal-Quellen darbieten, zu der mächtigen und grausenvollen Thätigkeit Lava speiender Berge. Die Entstehung der Salsen ist durch Erdbeben, unterirdischen Donner, Hebung einer ganzen Länderstrecke und einen hohen, aber auf eine kurze Dauer beschränkten Flammenausbruch bezeichnet. Als auf der Halbinsel Abscheren am caspischen Meere, östlich von Baku, die Salse von Jokmali sich zu bilden anfing (27. Nov. 1827), loderten die Flammen drei Stunden lang zu einer außerordentlichen Höhe empor; die nachfolgenden 20 Stunden erhoben sie sich kaum 3 Fuß über den schlammaus- werfenden Krater. Bei dem Dorfe Baklichi, westlich von Baku, stieg die Feuersäule so hoch, daß man sie in sechs Meilen Entfernung sehen konnte. Große Felsblöcke, der Tiefe entrissen, wurden weit umher geschleudert. Diese findet man um den, gegen- wärtig so friedlichen Schlammvulkan von Monte Zibio, nahe bei Sassuolo im nörd-
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