1855 -
Hamburg
: Kittler
- Autor: Kröger, Johann Christoph
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Asse diese Sonnensysteme, d. h. die unzähligen Firsterne mit ihren Planeten rc.,
scheinen sich um eine Haupt- oder Central-Sonne zu bewegen und heißen ein
Firstern-System oder Weltengebiet, und deren rechnet man mehrere Tausende. Littrow
v in Wien u. a. Astronomen nehmen an, daß alle die unzähligen Firsterne, welche die
Milchstraße bilden, wieder Systeme höherer Ordnungen darbieten, in deren Mittel-
punkt sich ebenfasss Central-Körper befinden. Zu ihnen rechnet man auch die Ne-
belsterne, welche, als entfernte Milchstraßen, hinter den Myriaden von Gestirnen
stehen, welche unser Weltengebiet ausmachen. Zu ihnen hin dränge ein Lichtstrahl
kaum in einigen hundertausend Jahren. Die Strahlen, die von ihnen zu uns kom-
men, sind unendlich lange vor der Schöpfung unserer Erde ausgegangen, und wenn
jetzt Tausende dieser Welten in Trümmer sänken, wir würden erst nach tausend-
maltausend Jahren über ihr Verschwinden staunen, die doch längst nicht mehr da waren.
Schon lange ist man bemüht gewesen, diejenige Central-Sonne aufzufinden, die
unserm Sonnensystem angehört. Lambert, Bode u. a. sahen den Sirius (im großen
Hunde) dafür an; Herschel und Prevost meinten, daß die Richtung des Fortrückens
unsers Sonnensystems auf den Stern im Herkules gehe. Mädler in Dorpat hat neuer-
dings die Entdeckung gemacht, daß die Plejaden (das Siebengestirn, Gluckhenne) und
besonders ihr Stern Alcyone wahrscheinlich die Central-Gruppe des gesammten
Firsternsystems bis an seine äußersten durch die Milchstraße bezeichneten Grenzen
hin, und daß die Alcyone die Central-Sonne sei. Ihre Parassare berechnet er zu
Ttt6üf7 Sekunden, und hiermit ihre Entfernung von der Sonne zu 34 Miss. Sonnen-
weiten ü 20669800 Meilen, d. h. zu 712| Bissionen Meilen, welche das Licht nur
in 537 Jahren zu durchlaufen vermag. Die Umlaufszeit unserer Sonne um diese
Central-Sonne nimmt er nach einer Näherungsberechnung aus 18200000 Jahre an.
Wo nur Bahnen möglich waren, da rossen Weltkörper, und wo nur Wesen sich
glücklich fühlen können, da wassen Wesen. Wenn unsere Erde, wenn unser ganzes
Sonnensystem unterginge, es wäre eben so wenig, als wenn der Wind dem Berge
ein Sandkorn entrückte oder den Wessen des Oceans einen Tropfen entführte. Un-
ser schwacher Geist, in Staub gebeugt, faßt diese Wunder nicht und schweigt; aber
der Schöpfer des Weltalls:
Sieht einen Helden untergehn, und einen kleinen Sperling fallen,
Sieht eine Wasserblase springen, und eine ganze Welt vergehn.
Nach Bo de, Humboldt, Gelpke, Littrow rc.
14. Betrachtung über den gestirnten Himmel.
Asses in der Natur ist lehrreich, das Leblose wie das Lebendige, das Kleine
wie das Große, die Theile wie das Ganze. Asses verkündigt uns die Größe Gottes,
asses erinnert uns an unsere Bestimmung und an unsre Pstichten. Asses ist Stimme
unsers Vaters im Himmel, der uns, seine Kinder, gleichsam an der Hand führt,
uns seine Werke zeigt, uns dadurch zum Nachdenken erweckt und zur Weisheit und
Glückseligkeit leitet. Jeder Stein, jede Pflanze, jedes Thier, jeder Mensch ist ein
Herold seiner Weisheit, seiner Macht und Güte; ein Wegweiser zu dem, der asses
erschaffen hat und asses erhält und regiert, und in welchem wir alle sind und leben
und wirken. Ja, asses, was uns umgiebt, ist Lehre, Erinnerung, Warnung, Er-
munterung, Trost für den, der Augen zu sehen und Ohren zu hören und ein
Herz zu empfinden hat.
Inzwischen ist wohl unter allem, was wir sehen können, nichts, was den
Geist mehr erhebt und ihn auf einmal mit mehrern und größern Gedanken und
Empfindungen — soll ich sagen bestürmt oder durchströmt? als der Anblick des ge-
stirnten Himmels. Wer da ungerührt und unempfindlich bleibt, da nicht die Stimme
des Schöpfers und Vaters der Natur vernimmt, da nicht die Spuren der höchsten