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1. Für die dritte Bildungsstufe - S. 417

1855 - Hamburg : Kittler
417 reit, überwand und bekehrte zuerst die in Arabien wohnenden Juden und eroberte fieben Jahre nach seiner Flucht auch Mekka, wo er nun als Prophet und zugleich als weltlicher Herrscher anerkannt wurde. Von hieraus begann er dann die umwoh- nenden Völker auf gleiche Weise zu bekehren, und nach seinem Tode setzten seine Nachfolger diese Eroberungen fort, so daß sie oft der Schrecken selbst entfernter Völker wurden. Die Flucht Muhammeds fiel auf den 16. Juli 622, und von diesem Tage an beginnen die Muhammedaner ihre Zeitrechnung, H edschra (Hegira, d. i. Flucht) genannt. — Seine Lehre, ein Gemisch von mosaischen, christlichen und heidnischen Vorstellungen und Lehren, besteht der Hauptsache nach aus Folgendem: Es ist ein einiger Gott, und Muhammed sein Prophet, der göttliche Offenbarungen durch den Engel Gabriel erhalten und das Gesetz Mosis und Jesu vollendet hat. Tägliche Gebete, das Gesicht nach Mekka und nicht, wie bisher, nach Jerusalem gerichtet, ein dreißigtägiges Fasten im Monat Ramadan, Verwendung von wenigstens einem Zehntheil des Vermögens auf Almosen, so wie bestimmte Reinigungen, sind heilige Pflicht der Gläubigen. Am Ende der Welt ist eine Auferstehung und ein letztes Gericht. Dem Frommen öffnet sich das Paradies. Haine, Flüsse, Quellen, Dia- manten, Perlen und Marmorpaläste erfreuen Auge und Herz; kostbare Speisen in goldenen Schüsseln und Wein in herrücken Pokalen vergnügen den Gaumen; herr- liche Wohlgerüche duften überall entgegen; zweiundflebenzig schwarzäugige Jung- frauen von glänzender Gestalt in ewiger Jugend beglücken ihn mit unendlicher Wonne, und 70000 Sklaven sind seines Winkes gewärtig; die Heiligen und Märtyrer dage- gen finden ihre größte Seligkeit im Anschauen Gottes. Den Missethäter und Abtrün- nigen quält die Hölle mit unsäglichen Leiden, welche beim Weltgerichte nach dem Grade seiner Sündhaftigkeit oder seines Unglaubens abgemessen werden; doch kann der Glaube an den Propheten und seine Fürbitte auch den größten Sünder von ewiger Verdammniß retten. Kurz vor seinem Tode sprach Muhammed zum versammelten Volke: Hat Jemand zu klagen über Mißhandlung und Härte von meiner Seite, — hier bin ich, vergeltet an mir ohne Furcht, was ich an Euch ge- than. Ist Einer, dessen Ehre ich gekränkt, er lasse mir ein Glei- ches widerfahren. Als hierauf Einer aus dem Volke laut erklärte, daß er ihm drei Silberdrachmen schuldig sei, zahlte er sie ihm augenblicklich aus und dankte ihm, daß er ihn lieber vor der Welt, als vor dem Richterstuhle Gottes angeklagt habe. Seine letzten Worte waren: Herr! laß mir Barmherzigkeit wider- fahrenundführemichzudenen,welchedu erhöhethastin Gnaden dort oben. Die Arab er (d. h. Abendländer, so genannt, weil sie von Asien auö nach Abend, oder Sarazenen, d. h. Morgenländer, weil sie von Europa und Afrika aus nach Morgen wohnen, oder Mauren, von der alten Provinz Mauritanien im westlichen Afrika, von wo aus sie späterhin Spanien eroberten) leiten ihren Ur- sprung von Jsmael und, durch diesen, von Abraham ab. Ihr Nationaltempel, die Kaaba, war und ist noch jetzt Gegenstand der größten Verehrung, und jeder Gläubige soll wenigstens Einmal in seinem Leben dahin wallfahrten. Muhammeds Lehre heißt Islam, d. h. Hingebung an Gott; das Religionsbuch, in welchem sie enthalten ist, der Koran, der nach und nach in einzelnen Blättern dem Propheten vom Himmel herab mitgetheilt sein soll. Die Bekenner des Islam heißen Mosle- mim (Muselmänner), die Priester Imam's, die Mönche Derwische. Bald trennten sich die Moslemim in zwei Hauptparteien: die Sunniten, welche die Sunna, eine Tradition, außer und neben dem Koran als Religionsbuch anerkennen, und Schiiten, welche sie verwerfen. Kröger. Iii. 27
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