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1. Für die dritte Bildungsstufe - S. 575

1855 - Hamburg : Kittler
575 Herzog aber bahnte sich glücklich den Weg von Böhmen bis an die Nordsee, und seine Schaaren stritten nachher in Spanien gegen den Feind deutschen Namens; die Landung von 40,000 Engländern (29. Juli) auf der Insel Walcheren, welche die Häsen von Vliessingen und Antwerpen im englischen Handelsinteresse zerstören sollte und ein paar Monate früher nach Bremen und Hamburg geschickt, Norddeutschlands Erhebung zur Folge gehabt hätte, endete erbärmlich; auf den allgemeinen Gang der Ereignisse hatte sie keinen weitern Einfluß. Zwar siegte Erzherzog Johann über den Vieekönig Eugen an der Etsch, zwar wurde Napoleon, über die Donau gehend, am 22. und 23. Mai bei Aspern vom Erzherzog Karl glänzend besiegt; zwar stand das treue Tyrol unter Andreas Hofer und Speckbacher mnthig aus und schlug Bayern und Franzosen zum Lande hinaus: Napoleon hatte nach einer sechswöchent- lichen Waffenruhe sich wieder erholt und verstärkt. Eine zweitägige Schlacht er- folgte den 5. und 6. Juli bei Wagram, der rechte österreichische Flügel drang siegend vor, aber auf dem linken hatte Erzherzog Johann nicht zur Unterstützung herbei kommen können. Schon nach 6 Tagen wurde ein Waffenstillstand geschloffen und der Wiener Friede den 14 Oct. nahm Oesterreich Salzburg, welche Bayern zum Lohne erhielt, den größten Theil seiner polnischen Besitzungen, die an das Großherzogthum Warschau, also an den König von Sachsen kamen, und Jllyrien sammt dein, was es noch in Italien besaß, so daß es ganz vom Meere abgeschnitten war. Bei der Rückkehr des Kaisers nach Paris lag Alles huldigend zu seinen Füßen, die Behörden überboten sich in den kriechendsten Schmeicheleien und den niederträch- tigsten Vergötterungen. Seinem Ehrgeize wie der Befestigung seiner Macht schien jetzt nur noch die Verbindung mit einem alten Fürstenhause und ein Sohn zu feh- len, dem er sein unnatürlich zusammengeschmiedetes Reich hinterlassen konnte. Er ließ sich von seiner Gemahlinn Josephine scheiden, und erhielt vom Kaiser Franz, in der Hoffnung, daß er nun endlich der Welt Ruhe gönnen würde, die Hand der ältesten Tochter desselben, Maria Louise (2. April 1810), und den 20. März J811 wurde dem neugeborenen „König von Rom" mit orientalischem Gepränge vom sklavischen Hofe die Huldigung dargebracht. So hatte das Glück über sein Schooßkind die Fülle der Macht und Herrlichkeit wie keinem Sterblichen ausgeschüttet; er selbst zer- trümmerte den Riesenbau seiner Größe durch Uebermuth und Unersättlichkeit! — Schon am 17. Mai Í809 hatte er den Kirchenstaat ohne weitere Umstände dein französischen Reiche einverleibt, und als der Papst jetzt den Bannfluch über ihn anssprach, den er fünf Jahre früher geweihet hatte, ließ er ihn (Juli) gefan- gen nach Frankreich schleppen und verlangte, daß er ihm den Eid der Treue schwören solle. — Eine gleiche Willkühr erlaubte er sich gegen die Könige seiner Schöpfung. Ludwig von Holland, welcher dem verarmten Lande nicht alle Hülfs- mittel entziehen wollte, ließ er fühlen, daß er ihn nur für seine Kreatur ansehe, er mußte vom Throne steigen und sein Land ward, „als eine Anschwemmung französi- scher Flüsse" mit Frankreich vereinigt (9. Juli 1810); eben so mußte Hieronymus von Westphalen den nördlichen Theil seines Königreichs hergeben, welcher mit der ganzen Nordküste Deutschlaiids von Düsseldorf bis Lübeck zu Frankreich gezogen wirrde (10. Deebr. 1810),wo der barbarische Davoust das Oberkommando erhielt und Alles erbit- terte, „denn alle die tapfern, jene Küsten bewohnenden Sachsen und Friesen, Kerndeut- sche gleich den Tyrolern" sollten anfeinmal Franzosen werden! Dem Rheinbünde stan- den Veränderungen vor, deren Grundlagedie Erklärung bildete, daß der Vieekönig Eu- gen Nachfolger des Fürsten Primas Dalberg im Großherzogthum Frankfurt sein solle; und bald würde dieser auf Bayerns und der sächsischen Fürsten Kosten einen Zuwachs an Land erhalten haben, um von Mitteldeutschland dem Westphalenkönige die Hand zu bieten, der in Eassel schwelgte, während alle Gewerbe darnieder lagen, die Ab- gaben unerschwinglich wurden und die Einquartierungen Alles aussogen.
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