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1. Das illustrirte Lesebuch für Schule und Haus - S. 70

1846 - Leipzig : Baumgärtner
70 Iii. Die Oberfläche der Erde. aus die Morgenröthe zu begrüßen. Die Passage in der Nähe der gedachten Felsengruppe wurde immer mühevoller und gefährlicher; so mußten unter andern unsere Wandere eine Eiswand besteigen, in welche sie, da sie eine Neigung von 40° hatte, mittelst Hacken trep- penförmige Einschnitte machen mußten, um sie passiren zu können. Man denke sich das Gefahrvolle dieses Emporklimmens; an einem verfehlten Tritte hing das Leben und eine an der schmälsten Stelle 20 Fuß weite Spalte, welche am Ende sich öffnete, zeigte jedem Ausgleitenden sein gewisses Grab. War das Hinaufsteigen schon äußerst gefahrvoll, so war es der Rückweg noch mehr. Doch was besiegt nicht der kühne Muth und ein fester Vorsatz. Die grauenvolle Eisbahn war glücklich überschritten und um 2 Uhr betrat der Fuß der kühnen Reisenden den rundgewölbten Theil der westlichen Bergseite. So gelangten sie in die großen Schneebahnen, welche sich von Norden nach Süden ziehen. Nun ging es links bei den Unglück drohenden Spalten vorbei, in deren einer eben jene drei Führer im I. 1820 ihren Untergang fanden. D)ie Verdünnung der Luft wurde den Athemwerk- zeugen immer beschwerlicher, und drei aus dem Gefolge fühlten schon eine auffallende Er- schöpfung, welche das rasche Aufsteigen hemmte; dennoch kamen sie bereits um 7 Uhr Abends bei petits Mulets an, und da es zu spät wurde, den Gipfel noch vor Nacht zu erreichen, so kehrten sie nach dem Uooke Rouge, der der nächste vom Gipfel ist, zurück, machten ein 6 Fuß langes, 4 Fuß tiefes und 5 Fuß breites Loch in den Schnee und rich- teten sich durch untergelegte Hölzer, aus welche dünne Decken ausgebreitet wurden, ein Nachtquartier her. Der Wind erhob sich, Massen von Schnee umhüllten die Wanderer; zum Glück aber vermehrte sich die Stärke des Windes nicht, sonst wären sie unausbleiblich unter dem Schnee begraben worden. Sie schliefen 4 Stunden trotz einer Kälte, die den Bordeauxwein, den sie mit sich führten, gefrieren machte. Den einzeln erstarrten Gliedern konnten sie nur vermittelst des Reibens mit Schnee ihre Gelenkigkeit wieder verschaffen. Um 4 Uhr dämmerte der kommende Tag herauf. Die Wanderer verließen ihre frostige Nachtherberge und ein schöner Silberglanz strahlte ihnen von dem nun nicht mehr weit entfernten, von dem Schimmer der Morgenröthe bereits berührten Gipfel, dem Zwecke ihrer Reise entgegen. Nahe an dem Ziele ihrer Hoffnungen, ihrer Wünsche und ihrer Wißbe- gierde empfanden sie jedoch im Augenblicke der Erreichung der höchsten Bergspitze wegen der so sehr verdünnten Lust eine große Unbequemlichkeit beim Athemholen. Endlich um 5% Uhr betraten sie die Bergspitze und gaben den auf sie harrenden Freunden in der Ebene das verabredete Zeichen, welches von ihnen auch deutlich wahrgenommen wurde. Der Gipfel des Mont-blanc bildet eine horizontale Ebene in Form eines Dreiecks, dessen Durchschreiten von der Spitze bis zur Basis 4 Minuten Zeit erfordert. Klar war der Himmel, die Sonne erleuchtete mit einem blendenden Schimmer die Gegend und vergol- dete die mit funkelnden Eismassen bedeckten Eiskuppen von den verschiedenartigsten Formen. Nachdem die Reisenden die unermeßliche Aussicht genossen und verschiedene Mineralien als Andenken an diese merkwürdige Besteigung gesammelt hatten, verließen sie nach 3 Stunden ihren hohen Standpunkt. ~ ; . . .
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