1844 -
Darmstadt
: Ollweiler
- Hrsg.: Nister, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Ferner: sie ist rings um und um, wo sie Land hat, und wo die
Hitze oder der Frost es erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl besetzt
und von Thieren und vernünftigen Menschen belebt. Man muß
nicht glauben, daß auf diese Art ein Theil der Geschöpfe mit dem
Kopfe abwärts hänge, und in Gefahr -stehe, von der Erde weg,
und in die Luft herabzufallen. Dieß ist lächerlich. Ucberall werden
die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen, und kön-
nen ihr nicht entlaufen. Ueberall nennt man unten, was man
unter den Füßen hat; und oben, was über dem Haupt hinaus
ist. Alle siud oben, so lang sie die Erde unter den Füßen, und
den Himmel voll Licht und Sterne über ihrem Haupte haben.
Aber der Leser wird nicht wenig staunen, wenn er's zum
erstenmal hören sollte, wie groß diese Kugel sey.
Der Durchmesser der Erde beträgt in gerader Linie von einem
Punkt der Oberfläche durch das Centrum hindurch zum andern
Punkt, Eintausend sieben hundert -und zwanzig deutsche Meilen.
Der Umkreis der Kugel aber beträgt fünftausend vier hundert deutsche
Meilen.
Ihre Oberfläche aber beträgt über neun Millionen Meilen
in's Gevierte, und davon sind Zwei Drittheil Wasser, und Ein
Drittheil Land.
Ihre ganze Masse aber beträgt mehr als zwei tausend, sechs
hundert zwei und sechzig Millionen Meilen im Klaftermaß. Das
haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit ausgemcffen und
ausgerechnet, und sprechen davon, wie von einer gemeinen Sache.
Aber Niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese un-
geheure Kugel schwebend in der unsichtbaren Hand trägt, und
jedem Pflänzlein darauf seinen Thau und sein Gedeihen gibt, und
dem Kindlein, das geboren wird, einen lebendigen Odem in die
Nase. Man rechnet daß tausend Millionen Menschen zu gleicher
Zeit auf der Erde leben, und bei dem lieben Gott in die Kost
gehen, ohne das Gethier. Aber es kommt noch besser.
6. Die Schönheit der Erde.
Freuet euch der schönen Erde,
Denn sie ist wohl werth der Freud'!
O, was hat für Herrlichkeiten
Unser Gott da ausgestreut!
Und doch ist sie seiner Füße
Reich geschmückter Schemel nur,
Ist nur eine schön begabte
Wunderreiche Creatur.
Freuet euch an Mond und Sonne
Und den Sternen allzumal,
Wie sie wandeln, wie sie leuchten,
Ueber unserm Erdenthal.
Und doch sind sie nur Geschöpfe,
Von des höchsten Gotteöhand,
Hingesät auf seines Thrones
Weites glänzendes Gewand.
Wenn am Schemel seiner Füße
Und am Thron schon solcher Schein,
O was muß an seinem Herzen
Erst für Wonne seyn!
7. Räthsel.
Ob ich gleich ewig stille stehe, — Und mich nur um mich
selber drehe — So scheint dir's doch, daß ich beständig gehe.