1844 -
Darmstadt
: Ollweiler
- Hrsg.: Nister, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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vor unseren Augen verschwindet, so geht er nicht zu Grunde, son-
dern strahlt in einer andern Gegend ewig dauernd und unver-
änderlich."
16. Die Planeten.
Bis jetzt haben wir in unsern Betrachtungen über das Welt-
gebäude unsern Wohnplatz, die Erde, die Sonne und den Mond
näher kennen gelernt. Jetzt erheben wir unser Auge zu den leuch-
tenden Sternen, an denen sich so oft das Auge des nächtlichen
Wanderers ergötzt. Wer etwa in der Nähe einer großen Haupt-
stadt lebt, der kann wissen, was eine Illumination ist, und wie
herrlich es aussieht, wenn zu Ehren eines großen Herrn in der
ganzen Stadt viele tausend kleine Lampen zu gleicher Zeit ange-
zündet werden und brennen. Das Auge kann sich nicht satt
schauen, und überall erblickt es etwas Anderes und Schöneres.
Aber alle diese irdische Herrlichkeit ist in gar keine Vergleichung zu
setzen mit der großen himmlischen Illumination, die in jeder wolken-
losen Nacht zur Ehre des großen Weltbeherrschers aus unermeß-
licher Höhe herabflimmert.
Für's Erste müssen wir wissen, daß es zweierlei Arten der
Sterne gibt. Tenn so sehr sic alle, groß und klein, in der größ-
ten Unordnung unter einander zu stehen scheinen, so behalten doch
die meisten derselben Jahr aus Jahr ein ihre nämliche Stellung
gegen einander, gehen Jahr aus und Jahr ein in der nämlichen
Ordnung mit und nacheinander auf und unter, keiner kommt dem
andern näher, keiner entfernt sich von dem andern. Jeder, der
auch nur ein Gestirn kennt, den Heerwagen oder der Jakobsstab,
der wird'ö wissen. Wie diese Sterne in seiner Jugend standen, so
stehen sie noch, und wo er sie im Sommer oder Winter, Nachts
um acht Uhr oder in der Mitternacht zu finden wußte, dort fiudet
er sie in der nämlichen Jahreszeit wieder. Und diese Sterne heißen
Firsterne.
Nur mit sehr wenigen andern, welche man Wandelsterne oder
Planeten nennt, hat es auch eine andere Bewandtniß. Diese be-
halten nicht ihre gleichförmige Stellung gegen die andern. Wenn
der Planet, Jupiter genannt, heute Nacht zwischen zwei gewissen
Sternen steht , so steht er von heute über's Jahr nicht mehr zwi-
schen den nämlichen, sondern an einem andern Orte. Es ist, als
ob diese Sterne für Kurzweil bei den anderu herumspazierteu, ihuen
gute Nacht oder guten Morgen brächten, und sich um die Zeit
und Stunde nicht viel bekümmerten. Aber sie haben ihre Ordnung
so gut wie die übrigen, nur eine andere. Die meisten von ihnen
kennt fast Jeder ans den Kalendern, besonders aus dem hundert-
jährigen. Diese Planeten haben nur folgende Eigenschaften mit
einander gemein:
1) Sie sind unter allen Sternen unserer Erde am nächsten,
viel näher als irgend ein Firstern.