1844 -
Darmstadt
: Ollweiler
- Hrsg.: Nister, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Die Protestanten waren thöricht genug, zu meinen, weil die
Verbesserung des Kalenders von einem Papste käme, so dürsten
sie dieselbe nicht annehmen, und so blieben sie erst um 10 Tage,
nach zwei Jahrhunderten aber um 11 zurück; weil sie das Jahr
1700 zu einem Schaltjahr, nach dem Julianischeu Kalender, ge-
macht hatten. Dadurch entstanden aber so viele Verwirrungen in
Ansehung der Feste, Märkte u. s. w., daß endlich auch die Pro-
testanten an ein Vereinigung in dieser Hinsicht dachten, und im
Jahr 1700 den gregorianischen Kalender auch annahmen, indem
sie nach dem 18. Februar gleich den 1. März zählten, und so eilf
Tage wegließen. Doch nahm England erst 1752, Dännemark und
Schweden 1753 diese Verbesserung an. Nur Rußland blieb bis
jetzt bei dem julianischen Kalender oder dem alten Styl, und ist
daher jetzt um 12 Tage zurück, weil man dort das Jahr 1800
zu einem Schaltjahr gemacht hat. Daher liest man in Artikeln
aus Rußland gar oft, z. B. den 10. Mai, a. St. (alten Styls),
auch schreibt man wohl 1%2 Mai, so daß beide unten zusammen-
gesetzt werden.
Noch muß ich euch sagen, daß etwa im Jahr 800 Nach Cbri-
stus der ruhmvolle Kaiser von Deutschland und Frankreich, Karl
der Große, den Monaten verständlichere Namen gab, die aber
leider nicht alle beibehalten wurden. Seine zwölf Monate heißen:
Wintermonat, Hornung, Lenzmonat, Ostermonat, Wonnemonat,
Brachmonat, Heumonat, Aerndtemonat, Herbstmonat, Weinmonat,
Windmonat, Christmonat. Schade, daß diese Namen nicht allge-
mein wurden!
23. Der Vater gibt
Deine Tag' und Stunden flössen,
Nicht gemessen, nur genossen,
Nicht gezählt nach Schlag und Uhr,
Wie ein Bach durch Blumenflur.
Aber ernster wird das Leben,
Und ich will die Uhr dir geben;
Trage sie, wie ich sie trug,
Unzerbrochen lang genug!
seine Uhr dem Sohne.
Daß sie dir mit keinem Schlage
Von verlornen Stunden sage!
Unersetzlich ist Verlust
Des Geschäfts und auch der Lust.
Sohn! der Tag hat Stunden viele
So zur Arbeit wie zum Spiele;
Gib das seine jedem nur,
Und du freuest dich der Uhr.
24. Räthsel.
Ich weiß ein Paar, siud Mann und Weib, die haben beide
einen Leib, sind älter als die Männer und Frauen, die je die
Sonne mag beschauen. Das Weib ist schwarz, der Mann ist weiß;
sie voller Schlaf, er voller Fleiß; drum können sie sich nie ver-
gleichen, kommt eins, so muß das andre weichen. Mehr Helle
Augen hat die Frau, als auf dem Hof der stolze Pfau; viel tau-
send Lichter man hier findet, viel Fackeln werden angezündet; doch
steht sie minder als der Mann, der nur ein Auge brauchen kann.
25. Nacht und Tag.
Nacht und Tag stritten mit einander um den Vorzug. Der
feurige glänzende Knabe Tag sing an zu streiten. — „Arme, dunkle
Mutter," sprach er, „was hast du wie meine Sonne, wie meinen
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