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1. Lebensspiegel für Landleute - S. 127

1844 - Darmstadt : Ollweiler
127 Aber die göttliche Weisheit hat cs geordnet, daß weder dieser Wind, noch jeder ihm ähnliche, von langer Dauer ist. Zum Beispiel der schreckliche Chamsin, der in Aegypten nach der Nachtgleicbe im Frühling folgt, und aus dem innersten Afrika's brennend hervor- strömt, währt nnr zwei bis drei Tage. Aber dann ist ganz Aegyptenland in Gluth versunken. Die Luft ist finster grau, wie voller Staub. Die Sonne scheint trübe hindurch, wie eine bläulich- roth glühende Kugel. Die Hitze wird allen lebendigen Wesen un- erträglich. Gras und Pflanzen verdorren in wenigen Stunden. Den Bäumen entfällt schnell das Laub. Die Steine und Mauern, das Eisen und Wasser werden heiß. Der Umlauf des Blutes in den Adern stockt; man kann nicht mehr athmen. Das Innere des Mundes und Halses wird trocken. Alles scheint in dieser all- gemeinen Gluth verderben zu müssen. Dann entfliehen die Thiere in Felsspalten, Höhlen und Klüfte, oder bohren ihre Köpfe in die Erde. Die Menschen verschließen sich in ihre Wohnungen, in Keller und Gruben. Ganz Aegypten scheint auögestorben, so lange der Chamsin weht. Nicht minder furchtbar erscheint in Arabien und an den Küsten Persiens der Giftwind Samum. Schon in der Ferne kündet er sein Kommen durch eine glühende Nöthe in der Luft an. Die Welt scheint in Flammen zu stehen. Was er im Fortzuge Leben- diges berührt, ist plötzlich des Todes. Menschen und Thiere ent- gehen ihm nur, indem sie sich schnell auf den Boden werfen, und Mund und Nase in die Erde oder in den Sand verbergen. Der Samum geht über sie hin. Ein erstickender Schwefelgeruch durch- dringt Alles. Man hört ein dumpfes Zischen und ein Knistern, wie von Feuer. Doch binnen einer Viertelstunde ist das schauer- liche Wesen vorüber, und die Luft wieder rein und heiter. Ganz anders äußern sich an den Ufern des Senegalstromes in Afrika die Tornado-Stürme. Eine drückende Schwüle der Luft geht ihnen voran. Düstere Wolken erheben sich zwischen Osten und Mittag, und färben dort den Himmel schwarz, von einzelnen Blitzen durchzuckt. Man verspürt auch nicht das Wehen eines Lüftchens. Alles ist in Todesstille. Menschen und Thiere ver- kriechen sich. Immer finsterer wird die Luft. Nichts regt sich weit umher. Plötzlich stürzt ein Alles verheerender Sturm eiskalt und mit Brausen und Heulen durch die Landschaft. Palmen brechen. Hütten zertrümmern. Schiffe stürzen um. Donner, Blitz und Regengüsse bilden das Gefolge des vorübergegangenen Sturmes. Wie groß, wie wunderbar erscheint Gott in allen seinen Schöpfnngswerken! — Schrecklich sind zwar die Wirkungen jener Stürme, diese Boten seines Willens; aber gewiß sind sie auch wohlthätig, und zum großen schönen Zweck des Ganzen unentbehr- lich. Auch wenn wir diesen Zweck nicht erkennen, dürfen wir es nicht bezweifeln, da wir die Güte und Barmherzigkeit des Schö- pfers überall und selbst da oft wahrnehmen, wo nur Zerstörunci herrschen zu sollen scheint.
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