1844 -
Darmstadt
: Ollweiler
- Hrsg.: Nister, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
323
Und schauet nach den Gänsen
Und Enten auf dem Teich?
Seht unsrer Mädchen Schwarm,
Die mit gewandtem Arm
Des trocknen Heues Wellen
Zn dichte Haufen stellen,
Von Sonn' und Arbeit warm.
Nur noch den Winkel hier;
Dann ruh'n und rasten wir
379.
Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
Hat Gewalt vom höchsten Gott,
Heut wetzt er das Messer,
Es schneidet schon viel besser,
Bald wird er drein schneiden,
Wir müssens nur leiden.
Hüte dich schönes Blümelein!
Was heut noch grün und frisch da
steht,
Wird morgen schon hinweggcmäht:
Die edlen Narcissen,
Die Zierden der Wiesen,
Die schönen Hiazinthen,
Die türkischen Binden.
Hüte dich schönes Blümelein!
Zm süßen Duft am Schober,
Und leeren unsre Kober,
Und trinken kühleö Bier.
Wir ruhn im grünen Kraut,
Sind froh und singen laut.
Der Haselbusch und Flieder
Weh'n grünend auf uns nieder,
Die Grille zirpt im Kraut. —
Lied.
Viel hundert tausend ungezählt,
Was nur unter die Sichel fällt,
Ihr Rosen, ihr Lilien,
Euch wird er austilgen,
Auch die Kaiserkronen,
Wird er nicht verschonen.
Hüte dich schönes Blümelein!
Trotz! Tod, komm her, ich fürcht' dich
' nicht,
Trotz, eil daher in einem Schnitt.
Werd ich nur verletzet,
So werd ich versetzet
Zn den himmlischen Garten,
Auf den wir alle warten.
Freue dich schönes Blümelein!
380. Räthsel.
Als Pflanze steig ich aus der Erde. Du quälest mich zu
hartem Stein: Und soll ich dir recht nutzbar seyn, so machest du,
daß ich zu Wasser werde.
381. Das Zuckerrohr.
Das Zuckerrohr wächst ursprünglich in Ostindien, wird aber
jetzt in vielen warmen Ländern, von Amerika, Afrika u.-s. w. ge-
zogen, wohin es durch die Europäer gebracht worden ist. Es
wächst an feuchten Orten und im Wasser wohl zweimal Manns
hoch, und hat, besonders wenn es ganz reif ist, etwa fünf Viertel-
jahr nachher, nachdem man ein Stück der gegliederten Wurzel in
das Erdreich gelegt hat, ein schönes, süßes, saftreiches Mark in
lich, aus dem der Zucker durch Walzen, die ein Räderwärk gegen
einander drückt und umdreht, ausgepreßt wird. Das ist aber eine
gar beschwerliche Arbeit, und gefährlich zugleich. Denn da sich
das Zuckerrohr nicht aufbewahren läßt, sondern schon nach 24
Stunden verdirbt, müssen die Neger in der Zeit der Zuckerrohr-
Ernte oftmals Tag und Nacht vor den Walzen stehen, und das
Zuckerrohr hinanhalten, da werden sie denn öfters schläfrig und
kommen, ohne es zu merken, mit einem Finger zwischen die Walzen,
die dann sogleich den Finger, und darauf auch die Hand zwischen
sich hineinrädern und ganz zerquetschen. Darum steht immer einer
mit einem scharfen Beil dabei, der sogleich den Finger oder die
Hand abhaut, wenn sie hineingekommen ist, damit nicht der ganze
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