Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lebensspiegel für Landleute - S. 411

1844 - Darmstadt : Ollweiler
1 411 Kämpfen muß man über ihre Wuth erstaunen; sie lassen sich eher die Beine ausreißen, als daß sie nachgaben; oft bleiben abgerissene Köpfe oder ganze Tod.te an den Beineu der fortlaufenden hangen, so sehr haben sie sich eingebissen. Die größeru Ameisen greifen die kleinen unversehens an, fassen sie oben auf dem Leibe, und er- würgen sie mit den Kiefern; merken es aber die kleinen vorher, so holen sie die andern, welche in Masse herbeiströmen. Die Roß- ameisen kommen aus ihrem Bau bis vor die Thore der blutrothen, welche um die Hälfte kleiner, aber viel zahlreicher sind, sich auch tapfer wehren, aber doch größteniheilt zu Grunde gehen, und dann oft über 50 Schuh weit ihre Wohnung verlegen, indem sie Alles mitnehmen, was ihnen werth ist. Unterwegs werden kleine Trup- pen als Wachen ausgestellt, welche eine ankommende Roßameise sogleich anpacken; eine springt ihr auf den Leib, klammert sich um ihren Kopf, und übergießt sie mit ihrem Gift; dabei wälzen sie sich über und über; endlich kommen andere zu Hilfe, und beißen sie todt, oder nehmen sie gefangen. Will man aber regelmäßige Kriege sehen, so muß man in die Wälder gehen, wo die rothbraunen Ameisen ihre Herrschaft über alle vorbeigehenden Insekten behaupten, und mit ihresglei- chen von verschiedenen Nestern Krieg führen, wie es im Mittel- alter benachbarte Städte gethan haben. Manchmal rücken aus zwei Haufen, die über 100 Schritte von einander entfernt liegen, die Heere so zahlreich gegeneinander, daß sie den ganzen Weg zwei Schuh breit bedecken, und in der Mitte mit einander kämpfen. Tausende ringen einzeln mit einander, und suchen sich mit den Kie- fern in die Gefangenschaft zu schleppen. Das eigentliche Schlacht- feld hat gegen 3 Fuß ins Gevierte, und riecht stark nach Ameisen- säure; überall liegen todte mit Gift bedeckt herum, während gauze Truppen sich an Beinen und Kiefern stalten und sich hin und her zerren. Der Kampf beginnt gewöhnlich zwischen zwei, die sich mit den Kiefern packen, sich gegen einander aufrichten, um das Gift 'wechselseitig nach dem Feinde zu spritzen; dann fallen sie aus die Seite, und ringen lange mit einander im Staube, bis endlich eine dritte herbeikommt und den Sieg entscheidet; aber bisweilen eilen mehrere dazu, und packen sich an den Füßen, so daß oft 0 bis 10 an einander hängen. Gegen die Nacht ziehen sich beide Heere all- mählich in ihre Städte zurück, indem sie die Todten liegen lassen, die Gefangenen aber mitnehmen. Vor Sonnenaufgang rücken sie aber wieder noch viel wüthender gegen einander, und das Schlacht- feld wird 0 Fuß breit; gegen Mittag kann der siegende Theil das Schlachtfeld 10 Schuh weiter gerückt haben. Die Kampfbegier ist so heftig, daß man sie stören kann, ohne daß sie au einem hinaus- laufen. Das Wunderbarste dabei ist, daß sich die Ameisen erken- nen, und die Freunde von den Feinden zu unterscheiden wissen. Sie gehen zwar immer mit offenen Kiefern aufeinander los, greifen sich auch manchmal an, lassen aber gleich wieder ab, streichle» sich mit den Fühlhörnern, wenn sie zu einem Stocke gehören. Wäh-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer