1844 -
Darmstadt
: Ollweiler
- Hrsg.: Nister, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
441
Leibes in seiner Gewalt, so wie wir diesen oder jenen Finger be-
liebig strecken, und ist mithin keine todte Elektrisirmaschine, welche
entladen wird, sobald ein Leiter daran kommt.
Berührt man den Aal mit Glas, Siegellack, Schwefel, trokenem
Holz oder Knochen, so empfindet man nichts. Berühren sich zwei
Personen, so fühlen beide Schläge; einen starken aber nur diejenige
welche mit dem Fisch in Verbindung steht. Bringt man einen
schwachen Aal zwischen zwei Drähte und reizt man einen starken
Aal, während man den Draht in der Hand hält, so erhält man
heftige Schläge, wobei der schwache Aal ganz ruhig bleibt. Sie
selbst können also einander nichts thun; vielleicht gleitet der Strom
auf der Haut fort. Sperrt man auch große und kleine zusammen,
so fliehen" sie einander nicht; Frösche dagegen nehmen sogleich Reiß-
aus. Aus der Haut des Fisches hat man nie Funken kommen sehen.
474.- Der Kabeljau.
Der Kabeljau oder Stockfisch ist am obern Theile seines Körpers
aschgrau mit gelblichen Flecken und am untern weiß, wird 2 bis 4
Fuß lang und 12 bis 20 Pfund schwer, und vermehrt sich sehr
stark; denn man hat in einem Weibchen über 9 Millionen Eyer
gefunden. Dabei ist er ein gefräßiger Raubfisch, indem er nicht
allein Häringe, Schellfische, Krabben und vieles Gewürm frißt,
sondern auch wohl Eisenstückchen, Glasperlen, Stücke Holz und
andere unverdauliche Sachen verschluckt, die gar nicht zu seiner
Nahrung dienen können und daher wieder von ihm ansgcbrochen
werden. Man sieht ihn nie in Flüssen und Strömen, sondern er
hält sich in der Tiefe des Meeres aus, von wo er gewöhnlich nur
in der Zeit des Laichens sich dem Nfer nähert. Er bewohnt vor-
züglich das nördliche Meer zwischen Europa und Amerika, und
ist ein sehr nützlicher Fisch, dessen Verbrauch sehr bedeutend ist und
dessen Fang vielen Menschen Unterhalt gewährt. Den größten
Nutzen gewährt er als Speise in seinen verschiedenen Gestalten und
Zubereitungen; besonders ist er als Fastenspeise in Spanien,
Portugal, Italien und Frankreich beliebt, doch auch in andern
Ländern wird er häufig gegessen. Frisch ist er am schmackhaftesten
und wird am theuersten bezahlt, läßt sich aber in diesem Zustande
nicht gut und weit transportiren. Am meisten dient er gesalzen
und getrocknet zur Speise oder blos eingesalzen wie die Häringe.
Im ersten Falle heißt er Stockfisch und im letztern Laberdan.
In Norwegen gibt man die Köpfe den Kühen, weil man ge-
sunden hat, daß sie mit Seepflanzen vermischt, die Milch dieser
Thiere vermehren und ein besseres Futter geben als Heu und
Stroh. Die Rückenwirbel, Rippen und übrigen Knochen und
Gräten werden gleichfalls benutzt, und dienen z. B. auf Island
zum Viehfutter. Man füttert auch in Kamtschatka die Hunde damit,
die man vor die Schlitten spannt. In andern nördlichen Gegenden
gebraucht man sie zur Feuerung. Die Leber, welche auch ein gutes
Essen gibt, und einige andere Theile des Kabeljaus geben einen