1844 -
Darmstadt
: Ollweiler
- Hrsg.: Nister, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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spitzigen, nach hinten breiteren Keil bildet. Die Menge ihres Laichs
ist sehr groß. Ein Häring, der 1»/» Pfund schwer war, hatte über
68.000 Eyerchen; daher vermehren sich die Häringe außerordentlich.
Ungeachtet der unbeschreiblich großen Menge, die jährlich von
Menschen gefangen oder auch von andern Thieren, besonders dem
Nordkaper, der sie bei Tausenden verschlingt, verzehrt werden, kom-
men jene unermeßlichen Schaaren alle Jahre wieder aus dem Schooße
des Meeres hervor. Allein dieser erstaunliche Ueberfluß würde ohne
die Erfindung des Einsalzens wenig nützen. Desto schätzbarer muß
der Nachwelt das Andenken des Mannes seyn, der dieses Verdienst
sich erwarb. Die meisten Nachrichten schreiben diese Ehre dem
Wilhelm von Beukelszoon von Bierfliet in Flandern zu, der 1416
diese Entdeckung machte, welche seine Landsleute benutzten und ver-
vollkommneten. Viele Europäische Nationen beschäftigen sich mit
der Häringsfischerei, namentlich die Holländer, Engländer, Schweden,
Dänen, Norweger, Franzosen, Preußen u. s. w. Am stärksten
jedoch treiben die Holländer den Häringsfang, und sie sind auch
noch immer im Besitze des Vorzugs, die besten und schmackhaftesten
Häringe zu liefern. Der Häringsfang findet vom Junius bis
Mitte Januars Statt, weil in dieser Zeit die ziehenden Häringe
am fettsten sind. Daher ist es den Holländern bei harter Strafe
von ihrer Obrigkeit verboten, das Häringsnetz vor dem 25. Junius
auszuwerfen, und die Maschen ihrer Netze sind von vorgeschriebener
Größe, damit sic die junge Brut dnrchlassen. An die dem aus-
gespannten Netze zunächst liegenden Fahrzeuge werden Laternen auf-
gehängt, um so die Häringe anzulocken, die dem Lichte nach-
gehen; und kommen am Morgen die Schiffer, so können sie oft in
einem Zuge an 120 bis 130,000 Stück Häringe in dem Netz er-
haschen, und haben dann an 3 Stunden zu thun, bis das Netz
aufgezogen und in die Höhe gewunden ist. Das Einsalzen der
Häringe geschieht entweder sogleich auf dem Schiffe, oder auf dem
Lande, und zwar auf zweierlei Art. Die eine heißt das weiße
Einsalzen, wobei die Häringe 12 bis 15 Stunden in einer Salz-
lake liegen, die so stark seyn muß, daß ein Ey darin schwimmt.
Am Lande werden sie ausgepackt, schichtweise gelegt und mit Salz
und frischer Salzlake versehen, und hierauf in Tonnen gepackt.
Beim rothen Einsalzen bleiben die Häringe wohl 24 Stunden in
der Lake liegen, dann reihet man sie bei den Köpfen an hölzerne
Spieße ajt, und hängt sie in einen dazu angelegten Ofen, der
12.000 Stücke faßt. Hier werden sie geräuchert und gedörret, und
heißen so zubereitet Bückinge. Man schätzt die Menge aller Häringe,
welche jährlich gefangen werden auf 1000 Millionen.
476. Der Trommelfisch.
Die Seefahrer werden manchmal durch ein anhaltendes Trom-
meln, das sie unter den Schiffen hören, in Angst gesetzt. Man
schreibt dieses einem Fische zu, der 3'/2 Fuß lang, 15 bis 30