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1. Lebensspiegel für Landleute - S. 455

1844 - Darmstadt : Ollweiler
455 und einen zahnlosen Mund hat, den Kopf und die Vorder- beine; durch diesen die Hinterbeine und den Schwanz. Es kann sich aber auch ganz oder doch thcilweise in sein Schild zurück- ziehen und darin verbergen, wo es so sicher ist, daß ein be- ladener Wagen, wenigstens bei- den größeren Arten darüber fährt, ohne es zu beschädigen. Auf dem Oberschilde, welches eben so mit dem Rücken verwachsen ist, wie das Unterschild mit dem Bauche, liegen hornähnliche Schuppen (Padden) und diese geben das eigent- liche Schildpadd, das in den Handel kommt und zu feinen Kunst- sachen verarbeitet wird. Die harte Schale selbst benutzt man nur zu gemeinen Arbeiten. Auch kann man diese Blättchen oder Schuppen nicht von allen Schildkrötenarten gebrauchen, sondern nur von einigen größeren, die stark und schön genug dazu sind. Merkwürdig ist das ungemein zähe Leben der Schildkröten. Nach heraus genommenem Gehirn kroch eine Schildkröte noch 6 Monate herum; eine anderere bewegte sich mehre Wochen ohne Kopf. Ohne den geringsten Schaden können sie 12 bis 16 Monate ohne Nahrung bleiben. Eben so können sie lange leben, ohne zu athmen, auch halten sie in Lustarten ans, in welchen kein Sänge- thier und Vogel mehre Minuten lang leben kann. Auch erreichen sie ein hohes Alter, und sollen dasselbe ans 100 und mehr Jahre bringen. Sie wachsen sehr langsam und pflanzen sich durch Eyer fort, deren das Weibchen viele, oft über 100 in den Sand legt und durch die Sonnenwärme ausbrüten läßt. Die Eyer sind rund, haben eine kalkige Schale und riechen häufig nach Bisam. Die Zeit, in welcher die Eyer ansgebrütet werden, ist nach der Wärme und Witterung verschieden, oft 8 bis 9 Wochen. Die heraus- kriechenden Jungen bringen ihre Schale oder Schild mit, das aber noch weich ist und nach und nach an der Luft verhärtet. Die Größe der Schildkröten ist sehr verschieden; manche sind von oben nach unten 4 Fuß dick, 6 bis 7 Fuß lang und gegen 800 Pfund schwer, während es auch deren gibt, die so groß wie eine Faust sind und kaum ein Pfund wiegen. Ihre Nahrung besteht theils in Pflanzen, theils in Fischen, Weichthieren, Würmern, Insekten. Die gefangen gehaltenen gewöhnen sich auch leicht an Brod. Ihr Aufenthalt ist theils im Meere (Meerschildkröten), cheilö in süßen Gewässern, Flüssen, Seen, Sümpfen (Fluß- oder Südwasserschild- kröten), theils ans dem Lande (Landschildkröten). Man benutzt von den meisten Schildkröten, außer dem schon genannten Schildpadd, woraus Dosen, Kämmen, s. w.'verfertigt werden, auch das Fleisch und die Eyer, eine besonders für die Seefahrer wichtige Speise. Am wohlschmeckendsten ist das Fleisch der von Pflanzen sich er- nährenden Schildkröten, welches dem Hühner- oder Lammfleisch gleicht. Sehr beliebt und im allgemeinen Gebrauche sind vornehm- lich in Großbritannien die Schildkrötensuppen. Ans den Eyern wird in Südamerika ein Oel gewonnen, das zum Brennen und Salben gebraucht wird. Besonders benutzt man hierzu die Eyer der großen Arranschildkröte, wovon Humboldt Nachricht mittheilt,
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