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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 14

1867 - Rostock : Hirsch
14 tesdienste abzuhalten haben, müssen daher Tag und Nacht in der Kirche blei- den und sich Lebensmittel durch kleine Öffnungen von außen hineinreichen lassen. Auch Pilger bringen gerne Tag und Nacht in der Kirche zu. — Die eigentlichen Besitzer der Kirche sind die Griechen. Die Juden bewohnen den elendesten Theil der Stadt, das Thal zwi- schen Zion und Moria. Dort leben sie in traurigen Hütten, mitten unter Schutt und Trümmern, in gräßlichem Elend, größtentheils von den milden Gaben ihrer Brüder in Europa. Gehaßt, verhöhnt, verfolgt, ausgestoßen von der Welt, dulden sie alles Elend, ohne zu murren und zu klagen, und sind zufrieden, daß sie je zuweilen dort liegen und weinen dürfen, wo ihre Väter sangen und sich freuten. Ein Haufe von Menschen, in Lumpen geklei- det, ein geringer Pöbel, zum Leiden geboren, eine Schar von Sklaven, von ihren übermüthigen Gebietern mit Füßen getreten---------das ist das Volk, von dem die Schrift sagt: „Israel, wer ist dir gleich?" Aber hoffnungs- los ist Israel nicht elend — wie könnte ein Volk zwei tausend Jahre ohne Hoffnung bestehen! — sondern dies ist die Hoffnung, davon es lebt: „So ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, will ich mich von euch finden lassen", spricht der Herr. Bethlehem. Auf dem Wege von dem königlichen Jerusalem nach der kleinen Stadt Bethlehem kommt man an Rahels Grab vorbei und erblickt bald dar- auf ganz nahe vor sich auf zwei mit Gebüsch bewachsenen Hügeln den Ort, der wohl klein war unter den Tausenden in Juda, aber mit Nichten klein ist in den Augen eines Christen, weil aus demselben der Herr kam, dessen Aus- gang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. Bethlehem ist ein un- scheinbares Städtchen und hat, mit Ausnahme einer einzigen Kirche, keine Merkwürdigkeiten aufzuweisen. Aber dafür ist die Kirche auch eine der präch- tigsten im ganzen heiligen Lande. Sie ist vor etwa 1500 Jahren von einer Kaiserin erbaut und steht über der Grotte, in welcher der Heiland geboren ist. Die Grotte selbst, zu welcher man in der Nähe des Altars eingeht, ist eine Felsenhöhle von etwa 36 Fuß Länge und 12 Fuß Breite und.diente, wie wir wissen, zum Stalle für das Vieh. Dies ist die Herberge, in wel- cher der Heiland der Welt geboren wurde! Ach Herr, Du Schöpfer aller Ding, wie bist Du worden so gering! Jetzt ist die Grotte mit Sammet und Seide ausgeschlagen und wird Tag und Nacht durch goldene und silberne Lampen erhellt. Denn nun wandeln die Heiden in dem Lichte und die Kö- nige in dem Glanze, der in Bethlehem aufging, und wetteifern mit einander, den Ort zu zieren, von wo das Licht ausgegangen ist. Bethlehem ist der einzige Ort in Palästina , der fast ganz von Christen bewohnt wird. — Etwa eine Viertelstunde von dem Städtchen liegt eine grüne Ebene, wo die Hirten ihre Herden sollen gehütet haben, als sie die Engelsbotschaft empfin- gen: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren."
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