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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 71

1867 - Rostock : Hirsch
71 Erst Kaiser Otto war im Stande, die Slaven so weit zu demüthigen, Faß sie seine Oberhoheit anerkennen imb christliche Missionare aufnehmen mußten. In Havelberg und in Alten bürg bei Lübeck wurden Bischöfe für die Wenden eingesetzt und ersterem das Land südlich von der Elde und Peene, letzterem das ganze übrige Mecklenburg zuertheilt. Jetzt eilten die Glaubens- boten durch das geöffnete Thor und predigten das Evangelium mit großem Segen. Der Fürst des Landes ließ sich taufen, und viele Große der Obo- triten folgten ihm nach. Er baute in Mikelinburg, dem heutigen Meck- lenburg bei Wismar , ein Kloster und setzte seine Tochter H o d i k a dort als Äbtissin ein. Das Christenthum breitete sich nun rasch unter den Wenden aus. Überall entstanden Kirchen und Klöster. In wenigen Jahren gab es im ganzen Lande, den Osten ausgenommen, schwerlich noch einen Ort, in welchem nicht schon einige Christen zu finden waren. Der Erfolg der ersten Missionsarbeit war überaus erfreulich, aber leider nicht auf die Dauer. Die Sieger thaten nichts, den Besiegten das Christenthum lieb zu machen. Vielmehr zeigten die weltlichen Beamten durch ihren Stolz und ihre Geldgier nur zu deutlich, daß es ihnen mehr nur die Schätze, als um die Seelen der Wenden zu thun war. Daher faßten letztere allmählich einen Haß gegen die Deutschen, der von Jahr zu Jahr wuchs und nur durch die Furcht vor den überlegenen Heeren ihrer Feinde zurückgehalten wurde, sich öffentlich kund zu thun. Als aber der Kaiser gestorben war und die Umstände günstig zu sein schienen, brach eine Empörung im ganzen Wendenlande aus. Hamburg und Havelberg wurden zerstört, 983; Raubzüge wurden tief in das Land der Sachsen hinein gemacht; mächtige Heere rückten aus Deutschland heran und schlugen die Wenden. Im folgenden Jahre standen letztere ge- rüstet wieder da und fielen von neuem ein ins sächsische Land. Diese Krieg- führung dauerte über 30 Jahre. Im Jahre 1018 warenalle Kirchen zerstört und die letzte Spur des Christenthums aus Mecklenburg verschwunden. Es dauerte lailge Zeit, ehe für unser Vaterland wieder bessere Tage kamen. üoitschalk. [m Jahre 1032 wurde ein Fürst der Wenden durch einen sächsischen Überläufer ermordet. Als sein Sohn Gottschalk, der im Kloster zu Lüneburg erzogen wurde, von dieser Schandthat hörte , eilte er in sein Vaterland, sammelte seine Wenden um sich und fiel in das Land der Sachsen ein , Rache zu nehmen für sei- nes Vaters Tod. Und er nahm furchtbare Rache. Wenn er in eine Gegend kam, fand er friedliche Ortschaften, arbeitsame Men- schen, gut bestellte Felder; wenn er weiter zog, liess er Jammer im 1 Flend und rauchende Trümmer hinter sich. Eine Zeit lang trieb er das wüste Wesen ungescheut fort. Ais aber die erste Heftigkeit seiner Wuth sich gelegt hatte, gedachte er wieder des Wortes, das er als Kind von den Lehrern im Kloster Lüneburg ge-
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