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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 77

1867 - Rostock : Hirsch
77 Papst z. B. wurde abgesetzt, weil er überführt war, Meineid, Mord und Gotteslästerung begangen zu haben. Von'rom ans ging das Verderben weiter und steckte bald die ganze Geistlichkeit an. Die weltlichen Herren aber verloren alle Achtung vor der Kirche und vor dem geistlichen Amte und be- setzten die Pfarren nach bloßer Willkür, oft mit den erbärmlichsten Kreaturen. Wer ein Pfarramt begehrte, mußte einen Fürsprecher bei Hofe haben; sonst nützte ihm alle Fähigkeit und Tüchtigkeit nichts. Die Fürsprecher aber ließen sich ihre Fürsprache bezahlen und trieben somit förmlichen Handel mit geist- lichen Stellen. Dauerte dies Unwesen lange fort , so mußte die Kirche zu Grunde gehen. Es ist natürlich, daß viele Gemüther sehnsüchtig nach Hülfe aussahen. Endlich erschien der Mann, der durch unbeugsamen Muth und nachsichtslose Strenge dem Verderben Einhalt zu thun suchte. Hildebrand. In dem Kloster Clugny in Burgund , das sich von dem herrschenden Verderben ziemlich frei gehalten hatte, lebte eine Anzahl trefflicher Männer, die mit bitterm Schmerze die Noth der Kirche sahen und die Geistlichkeit aus ihrer tiefen Schmach zu retten trachteten. Unter ihnen war ein junger Mönch Hildebrand, eines Schmieds Sohn aus dem nördlichen Italien, der sich durch seine Gaben und seinen Eifer vor allen übrigen hervorthat. Sein Ruf wurde bald so groß, daß sein Name weit über die Mauern des Klosters hin- aus genannt wurde. Der Papst wünschte den gewaltigen Mönch in seiner Nähe zu haben und berief ihn als Prediger nach Rom. Zwanzig Jahre lang hat Hildebrand dort als einfacher Geistlicher gewirkt, ohne daß er mit dem Regimente der Kirche etwas zu thun hatte. Aber sein Ansehen war so groß, daß kein Papst etwas unternahm, ohne ihn um Rath gefragt zu haben. Im Jahre 1073 wurde Hildebrand nun selbst zum Papst erwählt und nahm als solcher den Namen Gregor Vii an. Die Kirche aus ihrer Schmach zu erretten und zu neuer Glorie zu er- heben , das war das Werk, daran er sein Leben setzen wollte. Alles Elend aber stammte nach seiner Meinung daher, daß die Kirche zu eng mit der Welt verbunden und zu sehr in das Thun der Welt verflochten war. Darum wandte er alle feine Kräfte au, die Kirche von diesen Banden los zu machen. Zu dem Ende setzte er fest, daß der Papst in Zukunft nicht mehr, wie bisher, von der Gemeinde zu Rom, sondern von einer Anzahl tüchtiger Geistlicher, die er Kardinäle nannte, gewählt werden solle. Aus demselben Grunde ver- bot er den Geistlichen, aus der Hand eines weltlichen Herrn ein geistliches Amt zu nehmeu, und setzte eine Strafe darauf, wenn die weltlichen Herren wiederum Handel mit geistlichen Ämtern treiben würden. In derselben Ab- sicht endlich verordnete er, daß alle Priester fortan ehelos leben sollten, und verbot dem Volke, bei verheiratheten Priestern zum Abendmahl zu gehen. Dies alles aber waren nicht Sachen, die Gregor sich ausgedacht hatte, son- dern die der Christenheit schon längst im Sinne lagen. Daher fiel das Volk ihm willig zu und half ihm alle seine Pläne durchsetzen; während die Bischöfe
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