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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 86

1867 - Rostock : Hirsch
86 Sixtus füllte seine Kasse mit Sünclenlohn; Innocenz Viii war ein ge- wissenloser Wollüstling, Alexander aber ein so frecher, schamloser, scheusslicher Sünder, dass er, wie man sagt, für die Hölle zu schlecht war. Und alle diese Männer wollten als Statthalter Christi angesehen und verehrt werden! Wahrlich, es war hohe Zeit, dass alle, die Christum liebhatten, inbrünstig flehten: „Herr, bleibe bei uns; denn es will Abend werden!“ Wenn Gott einen straken Krill, thut er ihm Zukor die Augen Zu. 13 Wie das Verderben sich über die ganze Kirche aus- breitete. Falsche Lehre. Von dem Papste drang das Verderben unter die Geistlichkeit und von da weiter und weiter in die Gemeinde hinein, daß wiederum Finsterniß das Erdreich bedeckte und Dunkel selbst die Völker, die auf Jesu Namen gekauft waren. Der eigentliche Grund des Verderbens datirte aber nicht von gestern, sondern fd)on von der Zeit her, da man aus den Märtyrern Heilige machte und dadurch dem allgenugsamen Verdienste Christi zur Seligkeit Abbruch that. Durch die „Heiligen" kam ein Riß in die felsenfeste Lehre der Schrift, daß der Sünder nur aus Gnaden gerechtfertigt wird. Und der Riß wurde nicht kleiner, sondern immer größer. Konnte der Mensch durch selbsterwählte, über die zehn Gebote hinausgehende Geistlichkeit fid) ein Verdienst erwerben, so war Christus nicht mehr die einzige Hoffnung im Leben und im Ster- den, so war das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens nicht mehr von Grund aus böse, so konnte ein Mensch eine Sünde wider die zehn Ge- bote durch ein überflüssiges Werk selbst gut machen, ohne daß er Christi son- derlich bedurfte. Also wurde der Heiland in den Hintergrund gedrängt. Vollends wurde er der Gemeinde aus den Augen gerückt, als zwischen ihn und die Seinen sich eine alttestamentliche Priesterschaft stellte, deren sichtbares Oberhaupt, der Papst, der sichtbare Vertreter des unsichtbaren Herrn war. Dies waren die irrigen Lehren, die mehr und mehr die Köpfe der Christen- heit verwirrten und die Wurzeln des Verderbens wurden, das über die Kirche hereinbrach. Alan kann verwundert fragen, woher es denn gekommen ist, daß Leh- ren, welche setzt ein Kind als irrig erkennt, damals in der Christenheit allge- meine Geltung gewannen? Die Antwort ist: weil sie das Wort Gottes nicht gebrauchten. Die Bibel war nur in fremden Sprachen vorhanden und konnte somit von gewöhnlichen Leuten nicht gelesen werden. Und das war dem Papste ganz recht. Denn nun waren wenige im Stande, sich aus der heiligen Schrift selbst zu überzeugen, ob die Lehre, die ihnen gepredigt wurde, Menschenwort oder Gotteswort war. Als daher einige Leute anfingen, die Bibel zu Nutz dem Volke in die Landessprache zu übersetzen, wurde dies vom Papste geradezu verboten. Also steht e» bis zu dieser Stunde bei den Rö- mischen: der gewöhnliche Christ kann die Bibel m der fremden Sprache nicht lesen, in seiner Landessprache darf er sie nidjt haben; damit ist die Bibel ihm so gut als ganz verboten. Nun hätten freilich gelehrte Leute, welche fremde Sprachen verstanden, leicht aus der Schrift nachweisen können, wo irrige Lehre gelehrt wurde.
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