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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 97

1867 - Rostock : Hirsch
97 bin sündiger Lippen." Der verzehrenden Gerechtigkeit Gottes zu entfliehen, das war von nun an sein unablässiges Ringen. Nach dem damaligen Stande seiner Erkenntniß suchte er die Rettung darin, daß er die mönchischen Werke noch steigerte und sich weit größere Pein und Entsagung auferlegte, als selbst die Gesetze seines Ordens vorschrieben. Durch das fortgesetzte Kasteien und Selbstpeinigen kam er so herunter, daß er in eine schwere Krankheit siel. Aber Frieden der Seele fand er nicht. Darob kam eine so tiefe Schwer- muth über ihn, daß seine Vorgesetzten Schlimmes für ihn fürchteten. In einem Anfall von Schwermut!) hatte er sich einst eingeschlossen und anderthalb Tage lang nicht Speise oder Trank zu sich genom- men. Als man endlich mit Gewalt die Thür erbrach, fand man ihn wie einen Todten aus dem Bette liegen. Da trat ein alter Klosterbruder zu ihm hinan und betete ihm ans dem dritten Artikel die Worte vor: „Ich glaube eine Vergebung der Sünden." Dies war der erste Lichtstrahl, der in seine Seele siel. Von der Zeit an forschte er eifrigst nach den Tröstungen des göttlichen Wortes und kam immer mehr zu der Überzeugung, daß Gott Sünden vergebe, nicht um selbstgemachter Pein, sondern nach seinem Erbarmen um Christi willen. Aller zu unumstößlicher Gewißheit ist er damals noch nicht gekommen. Als er von der Krankheit wiederhergestellt war, wurde er zum Priester geweiht, wobei ihm der Bischof den Kelch in die Hand gab und sprach: „Nimm hin die Macht, zu opfern für Lebendige und Todte!" „Es war Gottes Geduld," sagte später Luther davon, „daß uns beide in dem Augenblick nicht die Erde verschlungen hat." Probiren gehl über Studiren. Luther in Wittenberg und in Rom. Um diese Zeit geschah es, das; der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen eine Hochschule in Wittenberg errichtete und Martin Luther als Professor dorthin berief. Hier fing er an, gewaltig zu lehren, so daß viele Studenten kamen, ihn zu hören. Zum Predigen konnte er sich lange nicht entschließen; „denn," sprach er, „ich tauge nicht zu predigen." Als er sich endlich einmal dazu bewegen ließ, wählte die Gemeinde ihn sogleich zu ihrem Prediger. Es war aber die Kraft seiner Lehre so groß, daß die Kirche bald die Hörer nicht mehr fassen konnte. Er hat Tausende aus dem Schlaf der Sünde geweckt, Tausende mit Licht und Trost und Zuversicht erfüllt; denn er predigte das reine Wort Gottes, wie es in den Schriften der Propheten und Apostel gelehrt wird. Also ist Luther aus einem armen Mönche ein großer Professor und Prediger geworden. Aber dabei hat er nicht hoch von sich selbst gehalten, sondern ist sein demüthig geblieben und hat dem die Ehre gegeben, der ihn berufen hatte von der Finsterniß zu seinem wunder- baren Licht. Fm Fahre 1510 wurde Luther nach Rom gesandt, um bei dem Papste etwas für das Kloster zu Wittenberg auszuwirken. Mit Freuden trat er die 7
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