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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 101

1867 - Rostock : Hirsch
101 des Reichs erschienen war. Luther wurde vargefordert, nur sich vor Kaiser und Reich wegen seiner Lehre zu verantworten, und erhielt dazu einen sichern Geleitsbrief ans den Weg. Seine Freunde baten flehent- lich, er möge von der Reise abstehen; denn sie gedachten an Huß, bcu der kaiserliche Geleitsbrief auch nicht gerettet hatte. Gr aber sprach mit Zuversicht: „Wenn sie gleich ein Feuer machten zwischen Wit- tenberg und Worms bis an den Himmel hinan, so wollte ich doch im Namen des Herrn erscheinen, Christum bekennen und- denselbigen walten lassen. Und wenn so viel Teufel iit Worms wären, als Zie- gel auf den Dächern, so werde ich dennoch gehen!" Am 4. April trat er die Reise an, uiib am Ig. fuhr er in Worms ein. Cs'ine große Menge von Menschen begleitete ihn in fein Quartier: ein Theil be- wnnderte den mnthigen Zeugen, der andere Theil gaffte neugierig den seltsamen Fremden an. Die Nacht brachte er in: brünstigen Ge- bet zu. Als er am folgenden Tage nach dem Rath Hause abgeholt wurde, war das Gedränge auf beit Straßen so groß, daß man ihn ans Nebenwegen durch eine kleine Pforte in den Saal führen mußte, ^ln der Saalthür stand der kaiserliche Feldhanptmann von Frnnds- b erg. Der klopfte Luther auf die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst einen Gang, desgleichen ich in der heißesten Schlacht nicht gethan habe. Bist du aber auf rechter Meinung, so sei getrost; Gott wird dich nicht verlassen." Dann wurde die Thur geöffnet, und der Geladene trat ein: L u t h e r stand vor Kaiser und Reich! Da saßen in großer Pracht und Majestät Kaiser Karl V und alle die Kurfürsten, Herzoge, Fürsten, Bischöfe, Grafen und Herrn und schauten den geringen Mönch an, der es wagte, den Kampf wi- der die gewaltige Macht des Papstes zu unternehmen. Nach wenigen Vorfragen erhielt Luther das Wort. In Demuth und höchster Ghr- erbietung, aber mit Kraft und Freudigkeit hielt er seine Rede an Kaiserliche Majestät und vertheidigte sich so wacker gegen die vor- gebrachten Beschuldigungen, daß mehrere der Anwesenden an diesem Tage für das Evangelium gewonnen wurden und Friedrich von Sach- sen hoch erfreut ausrief: „Pater Martin hat wohl geredet!" Als aber der Erzbischof von Trier ausrief, man wolle nicht mit thm dis- putiren, sondern eine runde Antwort haben, ob er widerrufen wolle oder nicht, erklärte Luther mit männlicher Festigkeit, er werde nicht widerrufen, es sei denn, daß er durch die Schrift überwunden sei, und schloß mit den Worten:' „Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Gott helfe mir! Amen." Darauf wurde Luther entlassen Die Pa- piften wollten ivoht den Kaiser bereden, daß er dem Ketzer das sichere Geleit nicht zu halten brauche; allein Karl erklärte: wenn in der ganzen Welt kein Treu und Glaube mehr gefunden werde, so müsse
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