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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 153

1867 - Rostock : Hirsch
153 8. Der Das nächste, von unsern Landsleuten am häufigsten besuchte Gebirge ist der Harz, in dessen Besitz Braunschweig, Preußen und Anhalt sich theilen. Ihm ist es ergangen, wie manchem be- rühmten Manne, der unter lauter unbedeutenden Leuten lebt und deshalb noch viel wichtiger aussieht, als er wirklich ist. Für uns Bewohner der Ebene ist der Harz ein gewaltiger Riese; denn er streckt sein Haupt 3500 Fuß hoch zum Himmel empor. Für den Schweizer und Tiroler aber, der Berge von 12000 Fuß und mehr zu sehen gewohnt ist, hört der Harz auf, ein Held unter seinen Brüdern zu sein. Der höchste Punkt auf dem Harz ist der Brocken oder Blocksberg, wohl bekannt in unserm ganzen Lande; denn jeder Dorfknabe, ob er sonst von der Geographie noch so wenig kennt, weiß, daß in der Mainacht die Hexen nach dem Blocksberg reiten, und dort ihr Fest feiern. Hier standen nämlich zur Heideuzeit die Altäre der Götzen, denen jährlich am ersten Mai ein Frühlingsfest gefeiert und große Opfer dargebracht wurden. Als nun die Leute zum Christenthum bekehrt und der Dienst der Götzen verboten wurde, versammelten sich die wenigen noch übrigen Heiden in der Nacht und brachten heimlich den Götzen an dem gewohnten Orte und zur gewohnten Zeit ihre Opfer dar. Daher ist die Sage entstanden, daß der Teufel in der Mainacht seinen Anhängern ein Fest auf dem Blocksberg gebe. Durch den Brocken wird das ganze Gebirge in zwei ungleiche Theile getheilt. Was westlich von dem Berge liegt, heißt der Oberharz, ist wild und zerrissen, voller Schluchten und nackter Felsen, ohne größere Ackerflächen, aber mit mächtigen Tannenwäldern bestanden. Was östlich von demselben liegt, heißt der Unterharz, ist mild und freundlich, mit schönem Laubholz bedeckt und bis zu einer bedeutenden Höhe hinauf zum Ackerbau geeignet. Der Brocken wird im Sommer von unzähligen Reisenden be- stiegen. Aber der alte Herr hat Rücken. Wenn er seine „Nacht- mütze aufsetzt" und sein Haupt in Nebel hüllt, ist er ein recht ungastlicher Wirth. Der Reisende, der in solcher Zeit hinaufsteigt, hat von aller seiner Mühe weiter nichts, als daß er in kurzer Zeit von dem dicken Nebel bis auf die Haut durchnäßt wird, als wäre er von einem Platzregen überrascht worden. Bei heiterm Wetter hat man eine schöne und weite Aussicht auf mehr denn dreihundert größere und kleinere Ortschaften. In der wildesten Gegend des Oberharzes läuft aus dem Ge- birge heraus eine Felsenwand, die nach drei Seiten gegen 600 Fuß tief abfällt und an manchen Stellen nur vier bis sechs Fuß breit ist. An der äußersten Spitze ist eine Vertiefung, die fast wie
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