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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 157

1867 - Rostock : Hirsch
157 Erdreich. Die Bewohner jener Gegenden sind in unausgesetztem Kampf gegen den Strom begriffen und beständig bemüht, ihr Land gegen seine Verheerungen zu sichern. Unruhig und trübe kommt er im Bodensee an und findet hier reichlich Zeit und Raum, sich abzuklären. Denn das Becken des Bodensees ist so groß, daß, wenn es etwa leer geworden wäre, der Rhein über zwei Jahre Zeit gebrauchen würde, es wieder zu füllen. Klar und ruhig, tief und breit, als wäre er ein Arm des Sees, fließt der Rhein aus dem Bodensee heraus und durchströmt eins der schönsten und fruchtbarsten Thäler der Erde, das mit Dörfern und Flecken ohne Zahl bedeckt, mit Weinbergen und Fruchthainen geziert und von fleißigen, wohlhabenden Menschen bewohnt wird. Allmählich verändert sich das Ansehen des Flus- ses. Die Höhen treten auf beiden Seiten näher an sein Bett hinan; zuletzt kommen sie bis auf 300 Fuß einander nahe und beengen den Fluß so sehr, daß seine Wasser mit wilder Schnelligkeit dahin stürzen. Von nun an vermag kein Kahn ihn weiter zu befahren. Von Zeit zu Zeit ragen Felsen und Klippen aus dem Bette her- vor , als wollten sie den rasenden Lauf des Stromes aufhalten, können aber weiter nichts erreichen, als daß das Wasser zu Schaum gepeitscht und zischend in die Höhe geworfen wird, um gleich dar- auf mit ungebrochener Schnelligkeit fortzuströmen. Plötzlich, in der Nähe von Sch aff hausen, kommt der Rhein an eine steile, siebenzig Fuß hohe Felsenwand, von welcher er in einer ungeheu- ren Wölbung in die Tiefe hinabstürzt. Die ganze gewaltige Was- sermasse scheint sich in Dampf und Schaum aufzulösen und schlägt mit so fürchterlicher Gewalt auf den Erdboden, daß die Felsen erzittern und der Donner in stiller Nacht über zwei Meilen weit zu hören ist. Wer den Rheinfall in seiner schönsten Pracht sehen will, der muß am linken Ufer vom Schlosse Laufen aus die Gal- lerie betreten, welche unter dem Wasserfall hineingebaut ist. Steht er dort bei hellem Sonnenschein und sieht die Gewässer theils wie einen mächtigen Schirm über sein Haupt ausgebreitet, theils, an dem Felsen zu Schaum gepeitscht, kochend in die Höhe brausen, so ist ihm, als wäre die ganze Luft mit Silberdunst erfüllt: Re- genbogenfarben leuchten von allen Seiten, rings um sein Ange- sicht funkelts und flimmerts wie Diamantensplitter und Edelgesteiu; das Auge bohrt sich fest in den Anblick, als könnte es gar nicht wieder davon loskommen. .Wer dagegen in stiller Nacht, beim zit- ternden Lichte des Vollmondes, auf eine Höhe steigt, von wo er den ganzen Fall übersehen kann, der hat einen ganz anderen, aber nicht weniger köstlichen Anblick. . Dann erscheinen ihm die grauen Felsen als riesige, geisterhafte Gestalten und die Schaumwolken als luftige Gewänder und das Toben des Wassers als das Grol-
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