Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 173

1867 - Rostock : Hirsch
173 des Kampfes ist ein sogenannter Circus, ein mit Sand gefüllter, mit einer Bretterwand umgebener runder Platz, um welchen her erhöhte Bänke für die Zuschauer sich besinden. Zu Anfang des Kampfes sind nur die Piken- männer und Mantelmänner auf dem Platze, jene zu Pferde und mit einer stumpfen Pike, in welche eine eiserne Spitze geschlagen ist, bewaffnet, diese mit nichts, als einem bunten Mäntelchen versehen. Sobald die Thür des Zwingers geöffnet ist, rennt der Stier hervor und stürzt auf den ersten Mantelmann zu, dessen er ansichtig wird. Dieser bleibt ruhig stehen. Erst wenn das Thier die Hörner zum Stoß ansetzt, hüpft er mit leichtem Sprunge bei Seite, und der Stier fährt vorüber, ohne getroffen zu haben. Man wie- derholt dies, und dadurch wird der Stier zu einem der Pikenmänner gelockt. Dieser hält seine Lanze dem anrennenden Thier entgegen: die Spitze dringt ins Fleisch, die stumpfe Pike nicht mit, Roß und Reiter werden weit zurück- geschoben; aber der Stier kann ihnen nichts anhaben; denn die Lanze hält ihn zurück. Gefährlich kann es nur werden, wenn die Pike abgleitet. Dann fährt der zornige Stier heran, neigt das Haupt zum Stoß und reißt mit dem gewaltigen Horn dem Pferde den Bauch auf, daß oft das Thier auf der Stelle todt niederstürzt. Und der Pikenmann wäre verloren, wenn nicht die Mantelmänner mit ihren rothen Gewändern herbeieilten und die Wuth des Thieres auf sich lenkten, bis jener entflohen ist. Ist der Stier hinreichend gereizt, so erscheint eine neue Art von Kämpfern, die Stabmänner mit ihren zwei Fuß langen, mit bunten Bändern ver- zierten Stäben, an welchen vorne ein eiserner Widerhaken befestigt ist. Ruhig und fest erwarten sie den Angriff des Thieres, das durch die bisherigen Necke- reien fast rasend geworden ist. Wenn das Thier schon den Kopf zum Stoße neigt, stoßen sie ihm den Stab in Nacken oder Seite und enteilen behende, oft über den Körper des Thieres hinwegspringend, der drohenden Gefahr. Nach und nach wird das Thier mit einer Menge von Stäben bespickt. Es weiß vor Wuth kaum zu bleiben. Aber in den vergeblichen Kämpfen erlahmt allmäh- lich seine Kraft. Dann ist die Zeit gekommen, da dem Dinge ein Ende gemacht wird. Ein Plann erscheint mit einem langen Degen und stößt denselben nach kurzem Kampfe dem Stiere bis an das Heft in den Leib. Unter unendlichem Beifallschreien stürzt das Thier zusammen. Schnell ösfuen sich die Thore, ein Gespann von Maulthieren, die mit blutrothen Quasten aufgeputzt sind, tritt ein, um das todte Thier hinauszuschleppen. Nachdem der Circus gereinigt ist, wird der Zwinger wieder geöffnet; ein zweiter Stier stürzt hervor; das blutige Spiel beginnt von neuem — ein grausiges Schauspiel, von dem jeder Christ mit Abscheu sich abwenden sollte. Tl. Marseille. Im südöstlichen Frankreich liegt eine Landschaft, deren Nähe von der Seeseite aus eher mit der Nase , als mit dem Auge wahrgenommen wird , indem der Geruch des Rosmarins und anderer hräftiger Kräuter wohl an die dreissig Meilen über das Meer sich verbreitet. Die Land- schaft heisst die Provence. Im Norden gebirgig und rauh, im Süden glühend heiss, bringt sie auf kleinem Raum fast alle Produkte des ganzen Europa hervor. In den mittleren Gegenden wachsen Mandeln und Obst, besonders viele Pflaumen, die unter dem Namen Prünellen bis zu uns ge- langen. Im Süden gedeihen Feigen, Wein und vorzügliche Oliven, deren
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer