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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 187

1867 - Rostock : Hirsch
187 Über den Zustand der Seele nach dem Tode haben die Hindus seltsame Lehren. Die fromm gelebt, d. h. alle vorgeschriebenen Gebräuche beobachtet haben, kommen gleich in den Himmel. Die fromm gewesen sind um des Lohns willen, erhalten den Lohn, den sie erstrebt haben, in dem Himmel; dann aber müssen die Seelen zurück auf die Erde und durch verschiedene Thierleiber gehen, bis sie endlich wieder mit einem menschlichen Leibe angethan werden und Gelegenheit haben, heiliger zu leben, als früher. Dies heißt man die Seelenwanderung. Die Seelen der Bösen endlich bleiben zunächst ohne Ruhe in der Luft und suchen den Menschen Schaden zu thun, weshalb auch der Zauberer mit seinen Zauberzetteln eine wichtige Person ist. Wenn sie aber das Maß ihrer Sünden voll gemacht haben, beginnt auch ihre Seelen- wanderung, bis sie schließlich in einem Menschenleibe leben und sich dann für den Himmel oder die Hölle entscheiden können. Das gesellige und häusliche Leben der Hindus. Ähnlich, wie die alten Ägypter, nur viel schroffer noch, zerfallen die Indier in verschiedene „Geschlechter", die wir gewöhnlich mit einem portugiesischen Worte „Kasten" nennen. In der frühesten Zeit kannte man den scharfen Unterschied der Geschlechter nicht. Der Anfang geschah damit, daß das Priesterthum in gewissen Familien erblich wurde, und zwar in der Art, daß kein anderer zunr Priesterthunl gelangen konnte, als der, welcher aus den prie- sterlichen Familien stammte. Bald darauf schlossen sich die Kriegs- leute ebenfalls so eng zusammen, daß sie keinen unter sich aufttahmen, der nicht durch die Geburt zu ihnen gehörte. Indem die andern diesem Beispiele folgten, bildeten sich allmählich vier Kasten heraus, die in sich eng verbunden waren, aber nach außen hin sich gänzlich gegen einander abschlössen. Die oberste Kaste sind die Br ah m ine n. Aus ihnen werden die Priester, Ärzte, Advokaten und Lehrer genommen. Sie genießen eine solche Verehrung, daß sie fast die Götter des Volks geworden sind. Kein Brahmine darf bestraft werden, wenn er auch Ver- brechen begangen hat. Denn er hat Macht über die Zauberer und bösen Geister und durch diese über die Götter und ist somit immer, wenn er auch böse Dinge thut, ein Segen für die Welt. Die Brahminen tragen als Abzeichen eine heilige Schnur, die ihnen int siebenten Lebensjahre mit großer Feierlichkeit umgehängt wird. Ihre göttergleiche Macht ist so groß, daß, so jemand nur einen Waffertropfen an sich trägt, den der Fuß eines Brahminen berührt hat, er um deswillen Vergebung aller seiner Sünden findet. Mit dem Essen müssen sie sehr vorsichtig sein; denn sie dürfen nichts essen, was Leben gehabt hat. Mit Waschungen und Reinigungen bringen sie einen großen Theil des Tages hin. Trotz der großen Verehrung, die sie genießen, sitzen sie voller List und Falschheit und Betrug. Man kann sicher darauf rechnen, daß der größere Theil aller Gauner, Tagediebe und aller Verbrecher, die die Ge-
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