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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 197

1867 - Rostock : Hirsch
197 Viehsterben, Dürre und Mißwachs wird der Zauberer gerufen, daß er Hülse schaffe. In der Regel bezeichnet derselbe irgend eine Person aus der Nähe, welche das Unglück angerichtet haben soll. Kann dieselbe sich nicht hinlänglich rechtfertigen, so wird sie hingerichtet. Die rohesten und grausamsten unter den Negern sind die Aschantis, wiewohl sie in allen Fertigkeiten des äußern Lebens weiter vorgeschritten sind, als die meisten andern. Sie sind unerhört blutdürstig. Die Mauer um den Palast des Königs ist aus Menschenschädeln gebaut; den Götzen werden Menschenopfer gebracht, und die Opfer werden vor dem Tode erst gepeinigt. Stirbt ein Reicher, so werden von seinen Sklaven einige getödtet, damit es in der andern Welt ihm nicht an Dienern fehle. Stirbt der König, so werden Tausende als Todtenopfer geschlachtet. Bei solcher Gelegenheit sollen im Jahre 1860 viele tausend Menschen als Opfer gefallen sein. Das Leben eines Menschen gilt bei den Aschantis gar nichts. Auf den Negern ruht seit Jahrtausenden ein Fluch, der fast den ganzen von ihnen bewohnten Welttheil heruntergebracht hat; das ist der Sklaven- handel. Nicht blos die Afrikaner nehmen ihre Knechte aus ihren Brüdern, sondern in alle Theile der Welt werden die Neger als Sklaven weggeführt. Himmelschreiend ist die Grausamkeit, die an Hams Söhnen vollbracht ist. Und was das Schlimmste ist: wenn es ans Aufrechnen der Schuld geht, so stehen die Christen oben an. Von allen Seiten ist Afrika mit wilden Rotten umgeben, welche Hetzjagden auf die Neger machen, wie auf wilde Thiere. Wenn der Pascha von Ägypten kein Geld hat, seine Soldaten zu besolden, so schickt er eine Abtheilung Truppen in den Süden, daß sie aus- gehen, Sklaven zu fangen. Mit unmenschlicher Grausamkeit wird der Befehl ausgeführt. Ganze Dörfer werden niedergebrannt und hunderte von Men- schen mit kannibalischer Lust verstümmelt oder getödtet. Ist eine hinlängliche Menge von Menschen zusammengebracht, so werden sie an einander gekoppelt und mit Peitschenhieben durch Hitze und Kälte über Sand und Stein fortge- trieben. Wer niederfällt, bleibt liegen und mag den wilden Thieren zur Beute werden. Geschunden, verwundet, zerschlagen kommen die Übrigbleibenden in Ägypten an und werden auf den Märkten wie das Vieh verkauft. Ähnliche Raubzüge werden jährlich von andern Sultanen und Fürsten gegen die Neger im innern Afrika unternommen. Auf der Westküste sind es Christen, die den Negerhandel betreiben. Sie bringen Branntwein, Schießpulver und hundert kleine Putzsachen und tauschen Sklaven dafür ein, die sie mit mehr als hundertfachem Gewinn nach Ameria verkaufen. Seit dieser gräßliche Handel besteht, ist namenloses Elend und namenloses Verderben über Afrika gekommen. Menschen sind der Kaufpreis geworden, um den man den Branntwein und andere Herrlichkeiten erstehen kann; darum hat sich eine wahre Gier nach Menschen der Bevölkerung be- mächtigt. Große Banden durchziehen das Land, um Menschen zu fangen; Eltern verkaufen ihre eigenen Kinder, um Branntwein dafür einzuhandeln. Die unglücklichen Gefangenen werden mit barbarischer Grausamkeit an die Küste getrieben. Wenn der Kauf mit den europäischen Händlern an der Küste abgeschlossen ist, brennt jeder Kaufmann seiner Ware mit einem glühenden Eisen sein Zeichen ins Fleisch, damit er sie in Amerika wiederkenne. Durch dieses schon seit Jahrhunderten dauernde schandbare Treiben haben die Neger
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